Als Regieassistentin sah ich Produktion für Produktion anderen beim Kreativwerden zu und schrieb aufmerksam mit. Als Theaterpädagogin leitete ich andere zum Kreativwerden an. Als Dramaturgin entwickelte ich Konzepte, innerhalb derer man kreativ werden konnte – für andere. Selbst kreativ wurde ich nur zuhause, an meiner Gitarre, beim Schreiben meiner Lieder – für mich.
In kleinen Momenten, als Moderatorin einer Matinée, eines Autor*innengesprächs nach der Vorstellung, spürte ich, welch große Freude es mir bereitete, auf einer Bühne zu sitzen und die Zügel für ein abwechslungsreiches, charmantes, dichtes Programm in den Händen zu halten.
Irgendwann reichte es mir nicht mehr, anderen beim Schwitzen, beim Sprühen, beim Lampenfiebern zuzusehen, dabei, ein Publikum in Gedankenexperimente und Geschichten zu entführen und es mit frischen Bildern und verschütt gegangenen Assoziationen und Erinnerungen in die Nacht zu entlassen. Das wollte ich auch!
Bereits davor hatte ich mit meinen Liedern auf Bühnen gestanden, als Zwischenact bei Poetry Slams, in kleinen Cafés, in Kneipen. Aber immer nur zum Ausprobieren, als thrill neben dem theoretischen Studium der Theaterwissenschaften und der Soziologie, der Theaterpädagogik.
Im Sommer 2019 ließ ich das Theater mit all seinem Zusehen hinter mir und ging zurück nach Leipzig. Ich fing an, mich wieder auf Bühnen zu setzen und mich langsam wieder an dieses Gefühl heran zu tasten, selbst dort zu sein, im Rampenlicht, mit Blick auf ein halb verschwommenes, aber mitatmendes und reagierendes Publikum. Es fühlte sich gut an.
Nachdem ich 2018 ein paar der Lieder ohne Bearbeitung als einspurige Onetakes als das Album DEN TOD IN WEISHEIT UND EIN VERRÜCKTES LEBEN auf Bandcamp gestellt hatte, ging ich im Frühjahr 2020 in ein Studio und nahm DAS WAR DAS auf. Ich hatte mich entschieden: Ich wollte das Liedermachertum mit all seinen positiven und negativen Seiten angehen, mit Haut und Haaren und sehen, wohin es mich führte – und vor allem, wie weit.
Ich begab mich in die Szene der Liedermacher*innen, lernte Menschen kennen, ließ mich inspirieren, spielte Konzerte, setzte meine Musik auf Spotify, baute mir eine Patreonseite, schrieb Veranstalter*innen an und baute mir einen Tourplan. Dann gewann ich den Publikumspreis bei der HOYSCHRECKE 2020. Und kurz darauf gab es DAS WAR DAS auf CD. Ich rutschte bei der LIEDERMACHER*INNEN LIGA zweimal auf den 1. Platz, gründete mit Thekla Apitz das DUO ADRIANA, baute an einer Website. Innerhalb eines halben Jahres ging plötzlich alles sehr schnell und Ende 2020 war ich beim Leipziger Verlag KICK THE FLAME unter Vertrag.