So war das At The B-Sites Festival 2018

Auf das At The B-Sites Festival bin ich zufällig aufmerksam geworden, als ich durch die Straßen Kölns gestolpert bin und dort ein kleines Plakat gesehen habe. Ich habe nur Namen wie Giant Rooks und Alice Phoebe Lou gelesen und war sofort begeistert. Was soll ich sagen? Das At The B-Sites ist wirklich eine ganz besondere Erfahrung, daher kommt dieser Bericht nicht mal ansatzweise an das Erlebte heran. Trotzdem versuche ich natürlich mein Bestes zu geben.

Das Festivalgelände

Das Festival fand im Kölner Jugendpark statt. Das Gelände war klein und hatte einen Bereich mit Betontreppen, Rasenflächen und einem kleinen Zugang zum Rhein-Strand. Am Eingang bekam ich meine Over-Ear-Kopfhörer, die jeweils drei Channel abspielen konnten. Gleich zu Beginn hatte ich schon den ersten tollen Moment: Ich setze mir die Kopfhörer auf und hörte sofort die erste Band - ohne überhaupt zu wissen, wo die Bühne ist!

Auf dem Festivalgelände gab es dann zwei Bühnen: Die Hauptbühne, auf der alle Bands gespielt haben und dann noch das kleine Yamaha-Zelt mit einer Open-Stage. Dort war die Bühne frei für jeden, dem die Finger jucken. Gemeinsam mit dem Silent-Choir wurden dann Klassiker wie Bohemian Rhapsody von Queen und Creep von Radiohead angestimmt.

Beim Umherlaufen auf dem Festivalgelände sind mir sofort die vielen jungen Familien mit ihren kleinen Kindern aufgefallen. Die Atmosphäre war einfach wirklich sehr friedlich, einladend und offen und das hat man auch gemerkt!

Das At The B-Sites ist weltweit das einzige Silent-Festival

Der Fokus des Festivals liegt tatsächlich in erster Linie auf der Musik. Das fällt direkt auf und erzeugt eine sehr ungezwungene Stimmung. Die Streetfood-Auswahl zu regulären Festivalpreisen war klein aber fein. Die meisten Stände haben allerdings sehr früh zugemacht und gegen Ende war der einzige offene Stand nur noch ein Tacostand, der mit dem Ansturm wirklich überfordert war.

Das wirklich Einzigartige am At The B-Sites war aber der Silent-Aspekt: Das ist irgendwie ein surreales Gefühl, wenn man über Kopfhörer die Live-Musik hört, optisch aber überhaupt keine passenden Reize dazu bekommt. Du kannst dir das so vorstellen: Du sitzt auf dem Boden vor der Mainstage und hörst über Channel 1 das letzte Lied von Bergfilm. 

Es folgt ein Applaus, die Band geht von der Bühne und es wird umgebaut. Das stört mich aber überhaupt nicht, denn ich schalte einfach auf Channel 2 und höre sofort, was im Yamaha-Zelt abgeht. Obwohl ich vor der Hauptbühne sitze! Sobald dann Alice Phoebe Lou die Bühne betritt, schalte ich einfach wieder auf den ersten Channel zurück und höre mir ihre Musik an.

Normalerweise beeile ich mich immer, wenn ich auf Konzerten zur Toilette gehen oder mir etwas zu trinken holen will, damit ich nichts verpasse. Wenn du aber sowieso die ganze Zeit den Sound auf den Ohren hast, dann kannst du gehen und anstehen, wann immer du willst! Wie toll ist das denn? Du stehst also in der Schlange vorm Getränkewagen und gleichzeitig fragt dich Fred von den Giant Rooks über Kopfhörer, ob es uns allen gut geht. Dein Hintermann guckt zu dir rüber und grinst. Ja, es scheint ihm wohl auch sehr gut zu gehen.

Beim At The B-Sites Festival liegt der Fokus auf der Musik

Insgesamt haben an dem Abend sechs wirklich erfahrene Bands gespielt. Das ist für einen Minimalpreis von 15€ extrem günstig. Aber auch für den Maximalpreis von 40€ ist das noch sehr gut! Beim At The B-Sites Festival gibt es nämlich eine Pay What You Want Preispolitik: Das bedeutet, es gibt verschiedene Ticketkontingente zu verschiedenen Preisen. Das günstige kostet 15€ und das teuerste 40€. Damit sollen auch Menschen an diesem Kultur-Event teilnehmen können, die nicht so viel Geld haben. Super Idee finden wir!

Lunir haben das Festival mit einer schönen Neo-Soul Mischung eröffnet und für die ersten lächelnden Menschen gesorgt. Als nächstes kamen die Kölner Jungs von Hello Piedpiper auf die Bühne und haben uns mit ihrer männlichen Folk-Pop glücklich gemacht. Der reine Männer-Chor zum Abschluss des Konzertes war wirklich sehr schön. Auch für die Band Bergfilm war das Festival ein Heimspiel der besonderen Art, denn sie rockten die Menge mit einer fetzigen Mischung aus Indie und Electronica. Die Synthesizer mit klassischen Instrumenten wie einem E-Bass oder einer E-Gitarre zu verbinden und dabei noch echt groovy zu sein - das schafft wohl nur Bergfilm. Ein Act mit viel Potenzial. 

Als nächstes war dann Alice Phoebe Lou an der Reihe und obwohl sie ganz anders als die ersten drei Bands war, hat sie mich doch verzaubert. Ganz klein und unschuldig steht sie dort auf der Bühne und singt ihre Songs, die teilweise wirklich jazzig waren. Die Band die mit ihr auf der Bühne stand, war nicht ihre richtige Band und ist spontan eingesprungen, weil ihre richtige Band es nicht mehr rechtzeitig geschafft hat. Das Zusammenspiel der vier war trotzdem atemberaubend. Man hat einfach gemerkt, dass dies vier wirkliche Vollblutmusiker sind.

Die Giant Rooks aus Hamm waren dann ein kleines Highlight des Festivals, denn in ihrem Set haben sie nur ihre besten Songs gespielt. Eine schöne Indie-Pop Mischung, die einfach zum tanzen und mitsingen einlädt. Genau das habe ich dann auch gemacht. Und alle anderen auch! Zum Abschluss kamen dann Isolation Berlin auf die Bühne und haben den Abend mit ihrer ironisch-depressiven Musik beendet. Gegen 24 Uhr hatten dann alle Bands zu Ende gespielt und der Veranstalter Sören kam auf die Bühne um anzukündigen, dass jetzt im Yamaha-Zelt noch einmal gemeinsam gesungen wird und danach 2 DJs auflegen werden.

Friede, Freude und noch ein paar Kleinigkeiten

Tatsächlich gab es beim gesamten Festival nur eine Kleinigkeit, die man hätte besser machen können. Nach einiger Zeit haben die Kopfhörer nämlich auf die Ohren gedrückt, das war insbesondere für Brillenträger wie mich unangenehm. Allerdings konnte man sich ganz einfach auch eigene In-Ear Kopfhörer in die Ohren stecken und das Problem so umgehen. Die Over-Ears hatten nämlich auch einen Aux-Eingang. Für akustische Acts und ruhigere Musik ist diese Art von Silent-Soundsystem deutlich vorteilhafter, weil eine sehr intensive und einzigartige Erfahrung entsteht. Der Künstler singt dir wirklich in deine Ohren. Der Sound kommt nicht aus dem Mund, in das Mikro, über die großen Boxen in deine Ohren, sondern aus dem Mund, in das Mikro und sofort in deine Ohren rein. Das fühlt sich irgendwie viel persönlicher an. Bei Alice Phoebe Lou beispielsweise war das eine sehr schöne Erfahrung.

Alles in Allem war das At The B-Sites Festival 2018 aber wirklich eine einzigartige Erfahrung, die ich so noch nie gemacht habe. Auf jeden Fall empfehlenswert für alle, die gerne Musik hören.

At The B-Sites 2019, ich warte auf dich!