Die 13. Ausgabe der Berlin Art Week findet vom 11—15 SEP 2024 statt.

Die Berlin Art Week ist Festival und Zusammenkommen der bedeutendsten Akteur:innen der zeitgenössischen Kunstszene gleichzeitig. Sie steht für Neuentdeckungen, Zusammenkommen, Austausch & höchstem Niveau künstlerischer Arbeiten. Einmal im Jahr, immer im September, präsentieren über 100 Institutionen - von großen Museen, Messen und bekannten Ausstellungshäusern, zu jungen Projekträumen, zahlreiche Galerien und Privatsammlungen künstlerische Positionen aus der ganzen Welt. Expert:innen, Kulturbegeisterte, Künstler:innen, internationale und nationale Gäste treffen bei Ausstellungen, Performances und Screenings  aufeinander und schaffen einen außergewöhnlichen Raum für Austausch. 

Wir waren am Montag, 09.11.2024, bei der Pressetour dabei und konnten einen ersten Eindruck gewinnen. Simone Leimbach, Leiterin Abteilung Ausstellungen & Veranstaltungen Kulturprojekte Berlin, Mona Stehle, künstlerische Leitung Berlin Art Week und Jenny Schlenzka, Direktorin Gropius Bau, hießen uns mit einer inspirierenden Rede im, auf Grund des Wetters ins Foyer gelegten BAW Garten im Gropius Bau willkommen.  

Der BAW Garten, Festivaltreffpunkt der Berlin Art Week, ist in diesem Jahr Gast am Gropius Bau. Umsonst und draußen ist das der perfekte Ort für Austausch, Planung, Reflexion. Das fünftätige Programm bietet Aktivitäten wie Workshops, Dance Sessions, Performances, Talks, Filme im Open Air Kino, kulinarische Überraschungen und DJ Sets. Ein Highlight wird sicherlich die Thaipark Cooking Session: Nach Rirkrit Tiravanija.

Thaipark Cooking Session: Nach Rirkrit Tiravanija

Thaipark Cooking Session: Nach Rirkrit Tiravanija
© Rirkrit Tiravanija, mai mee chue 2004 (pad thai), 1990/2004, Installationsansicht, Nothing: A Retrospective, Chiang Mai University Art Museum, 2004 © Rirkrit Tiravanija, Courtesy: der Künstler
Mi, 11.09.2024 20:00 Uhr
Eintritt frei

Im Rahmen der neuen Ausstellung DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG findet im BAW Garten eine Cooking Session von Thaipark statt. Du kannst die Gerichte der Köch:innen probieren und dich zum gemeinsamen Essen im Lichthof des Gropius Bau treffen.

Die neue Ausstellung DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG von Rikrit Tirvanija war auch unser erster Stopp der Führung. Die neue Exposition beleuchtet Tiravanijas Kunst, die seit den 1990er Jahren in Deutschland entsteht und sich mit Themen wie Migration, kulturellen Eigenheiten und der politischen Gegenwart auseinandersetzt. Er erweitert den klassischen Kunstbegriff, indem er soziale Interaktionen und sinnliche Erfahrungen in den Mittelpunkt stellt. Die Ausstellung versammelt erstmals Werke, die seine enge Verbindung zu Berlin zeigen und umfasst eine vielfältige Auswahl an Medien. Der Titel bezieht sich auf Rainer Werner Fassbinders Film Angst essen Seele auf und verweist auf die anhaltende Relevanz von Rassismus.

Wenn du dann schon einmal im Gropius Bau bist, empfehlen wir dir einen Stop im Erdgeschoss einzulegen. Denn seit dem 04.09.2024 lädt dort BAUBAU Kinder zum Spielen, Lachen, Toben und Nichtstun ein – und das in einem Ausstellungshaus. Der von der Künstlerin Kerstin Brätsch gestaltete Spielort bietet riesige bunte Wandtapeten, Strukturen, Objekte und diverse "Loose Parts“, die den Raum durch die Aktivitäten der Kinder gestalten lassen. Hier gibt es keine Regeln – die Kinder bestimmen, was passiert, und machen den Ort zu einem ständig wandelbaren Möglichkeitsraum. Schon jetzt hat man das Gefühl, dass Jenny Schlenzka, als neue Direktorin des Gropius Bau ganz wichtige neue Gedanken anstoßen wird. 

Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG - Eröffnung mit freiem Eintritt zur Ausstellung

Rirkrit Tiravanija: DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG - Eröffnung mit freiem Eintritt zur Ausstellung
© Rirkrit Tiravanija, untitled 1995 (bon voyage monsieur ackermann), 1995 © Rirkrit Tiravanija, Courtesy: der Künstler
Mi, 11.09.2024 19:00 Uhr
Eintritt frei

Im Reisebus ging es von dort aus weiter zur Berlinischen Galerie. Dort begrüßten uns Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie und Künstlerin Mariechen Danz. "edge out" heißt die neue Ausstellung von Danz, für die sie den GASAG Kunstpreis 2024 erhält. Mariechen Danz setzt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit menschlicher Erkenntnis auseinander und kombiniert wissenschaftliche Systeme mit alternativen, subjektiven und magischen Denkweisen. In ihrer Ausstellung „edge out“ verwandelt sie die Eingangshalle der Berlinischen Galerie in eine raumgreifende Installation, in der Boden und Wände durch skulpturale Eingriffe miteinander verbunden sind. Ihre Werke basieren auf einer umfangreichen Bildsprache, die Themen wie Anatomie, Kartografie und Technologie aufgreift. Darstellungen von menschlichen Organen erscheinen dabei als skulpturale Formen oder Schattenspiele, die zeitlos politische und gesellschaftliche Einflüsse auf den Körper reflektieren. Beeindruckend.

Hop on, hop off ginge es weiter zum Kranzler Eck, ein berühmtes ehemaliges Berliner Caféhaus am Boulevard Unter den Linden in der historischen Mitte der Hauptstadt. Zur Art Week 2024 findet sich CCA in den für verschiedene Zwecke nutzbaren Räumlichkeiten wieder. CCA Berlin—Center for Contemporary Arts präsentiert mit THE ECHO OF PROTEST IS DISTANT TO THE PROTEST die erste Einzelausstellung der Berliner Künstlerin Nazanin Noori. Mit ihrem Hintergrund in Theater, Film und experimenteller Musik kombiniert Noori Klang, Raum, Skulptur und postdramatische Poesie zu atmosphärischen Erzählungen, die Genres wie Ambient Hardcore und Doom Electronics durchqueren. Die Ausstellung thematisiert die emotionale Mobilisierung der Öffentlichkeit und das Spektakel des Leidens bei politischen Protesten. Durch neue immersive Werke schafft Noori Quasi-Bühnenräume, die klassische dramaturgische Mittel wie Kitsch und Ironie neu deuten und Fragen über die Präsenz und das psychische Nachleben des Protests aufwerfen.

CCA Berlin: Nazanin Noori. THE ECHO OF PROTEST IS DISTANT TO THE PROTEST

CCA Berlin: Nazanin Noori. THE ECHO OF PROTEST IS DISTANT TO THE PROTEST
© Nazanin Noori, THE ECHO OF THE PROTEST IS DISTANT TO THE PROTEST, 2024. Copyright: Nazanin Noor
Mi, 11.09.2024 18:00 Uhr
Eintritt frei
Kranzler Eck Joachimsthalerstraße 7 10623 Berlin Germany

Als nächstes erwarteten uns Künstlerin Gisèle Vienne und Direktorin Anna Gritz im Haus am Waldsee. Vienne zeigt "This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play".  In Zusammenarbeit mit dem Georg Kolbe Museum und den Sophiensælen wird Viennes komplexe Praxis, die Fotografie, Skulptur, Choreografie und Theater verbindet, während der Art Week 2024 in Berlin gezeigt. Die französisch-österreichische Künstlerin, Choreografin und Regisseurin erforscht in ihrem vielschichtigen Werk die Träume und Abgründe der Adoleszenz und Gegenkultur. Anthropomorphe Figuren, Puppen, Masken sowie Tänzerinnen und Schauspieler:innen verkörpern in ihren Arbeiten die Sehnsüchte, Ängste und das subversive Potenzial der Kindheit. In einer für das Haus am Waldsee inszenierten Ausstellung entsteht ein Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, das konventionelle Wahrnehmungsmuster hinterfragt. Puppenspiel mal ganz anders.

Opening Gisèle Vienne: This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play

Opening Gisèle Vienne: This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play
© Gisèle Vienne, Series PORTRAITS 48/63, 2024, Foto: Gisèle Vienne
Mi, 11.09.2024 19:00 Uhr
Eintritt frei

Letzter Stopp auf der Route war dann Fluentum. Fluentum präsentiert THEATER, eine Einzelausstellung des Künstlerduos Calla Henkel und Max Pitegoff, die sich mit den radikalen Veränderungen der Performancekunst heute auseinandersetzt. Die Ausstellung markiert den Start ihres neuen Episodenfilms, dessen erste drei Folgen im Auftrag von Fluentum entstanden und im September Premiere feiern. Schauplatz und Drehort ist das New Theater Hollywood in Los Angeles, das Henkel und Pitegoff seit 2024 betreiben. Der Film verbindet Fiktion und Dokumentation der dortigen Proben und erzählt die Geschichte von Kennedy, die nach einem Unfall ein Theater kauft und versucht, ein Ensemble zu formen. Die Ausstellung knüpft an frühere Arbeiten wie ihre Fotoserie Casts und den Film Paradise an und untersucht Fragen von Dokumentation, kollektiver Erinnerung und der Aufführung von Arbeit.

Calla Henkel und Max Pitegoff. THEATER

Calla Henkel und Max Pitegoff. THEATER
© Calla Henkel und Max Pitegoff. THEATER
Mi, 11.09.2024 18:00 Uhr
Eintritt frei
Fluentum

Highlights zur Art Week 2024

Nach dem Mauerfall 1989 erlebt Berlin einen Übergang von Vergangenheit zu Zukunft. Die 1990er Jahre sind geprägt von politischen Umbrüchen und einer neuen, selbstbewussten Generation. C/O Berlin zeigt in einer Ausstellung der Agentur OSTKREUZ Arbeiten von Sibylle Bergemann, Harald Hauswald und anderen Fotograf:innen, die die turbulente Zeit nach der Wende und den gesellschaftlichen Wandel dokumentieren. Gezeigt werden etwa 260 Fotoarbeiten, einschließlich ikonischer und bisher unveröffentlichter Aufnahmen. Eine begleitende Publikation ergänzt die Ausstellung.

Opening: Träum Weiter — Berlin, die 90er & After Nature Prize 24

Opening: Träum Weiter — Berlin, die 90er & After Nature Prize 24
© © C/O Berlin Foundation, David von Becker
Fr, 13.09.2024 20:00 Uhr
Eintritt frei

Die POSITIONS Berlin Art Fair präsentiert in diesem Jahr 111 internationale Galerien aus 24 Ländern mit ihren wichtigsten Positionen aus zeitgenössischer und moderner Kunst. Die Galerien haben jedes Jahr während der Berlin Art Week die Gelegenheit, ihre Programme einem breiten internationalen Publikum vorzustellen. Die Fair findet in den beeindruckenden Hangars 6 und 7 des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof statt, die mit ihren 16 Meter hohen Decken und lichtdurchfluteten Hallen auf über 12.000 qm eine extrem spannende Atmosphäre bieten. Neben der Ausstellung gibt es Sonderausstellungen, Preisverleihungen, Talks und das Berlin Art Week Collectors Dinner. PS Donnerstagabend ist die Eröffnungsparty mit Drinks und DJ - immer einen Besuch wert.

POSITIONS Berlin Art Fair 2024

POSITIONS Berlin Art Fair 2024
© photo by Clara Wenzel-Theiler courtesy of POSITIONS
Do, 12.09.2024 18:00 Uhr
10,00 bis 20,00 €

Die lichtdurchfluteten Hangars des Tempelhofer Flughafens verwandeln sich in eine ganz besondere Ausstellung. Über 100 internationale Galerien zeigen ihre spannendsten Kunstwerke, dazu gibt es außerdem ein vielfältiges Programm.

"After Images" präsentiert über 25 Werke, darunter sechs Neuproduktionen und Interventionen, die die Grenzen zeitbasierter Kunst erweitern. Die Gruppenausstellung in der Julia Stoschek Foundation Berlin fokussiert sich auf haptische und multisensorische Erfahrungen statt auf visuelle Medien wie Film und Video, und verschiebt so den Fokus vom Bildschirm hin zum verkörperten Erleben. Kuratiert von Lisa Long, Line Ajan und Josefin Granetoft, untersucht After Images die oft bevorzugte Sinneswahrnehmung des Sehens und bietet stattdessen Kunstwerke, die durch Materialität, Textur, Bewegung und immersive Erfahrungen Bedeutung erzeugen.

Opening: "After Images" and "Double Feature: Theodoulos Polyviou" at Julia Stoschek Foundation Berlin

Opening: "After Images"  and "Double Feature: Theodoulos Polyviou" at Julia Stoschek Foundation Berlin
© Key Visual After Images
Mi, 11.09.2024 18:00 Uhr
Eintritt frei
Julia Stoschek Foundation

Dynamische Kunstfrequenz im MaHalla. TOGETHER ist ein 5-tägiges Kunstfestival während der Berlin Art Week. 12 Kurator:innen und Teams haben rund 100 internationale Künstler:innen ausgewählt, die die Freiheit haben, Konventionen zu überschreiten und ein innovatives Programm zu gestalten. 

MaHalla Open – TOGETHER

MaHalla Open – TOGETHER
© Mahalla
Mi, 11.09.2024 18:00 Uhr
8,00 bis 12,00 €

Über 50 der bedeutendsten Galerien in der Stadt öffnen am Freitag bis in die Nacht die Türen für Openings, Partys und Performances – ein Muss für alle Nachteulen. 

Gallery Night by Gallery Weekend Berlin

Gallery Night by Gallery Weekend Berlin
© Mathilde Pee via Unsplash
Fr, 13.09.2024 18:00 Uhr
Eintritt frei

Die Ausstellung "Milky Way" des dänischen Künstlers Esben Weile Kjær im Trauma Berlin kombiniert Skulptur und Performance, um Jugendkultur und gesellschaftliche Rituale zu erforschen. Kjær errichtet eine begehbare Betoninstallation, die sowjetische Spielplätze und Bunkeranlagen des Atlantikwalls zitiert. Neonblumen und Glasfenster, inspiriert von NASA-Bildern und historischen Vergnügungsorten, kontrastieren das brutalistische Design. Die Ausstellung hinterfragt, wie architektonische Strukturen und Rituale neu interpretiert und symbolisch umgedeutet werden können, während die Vergangenheit dauerhaft mitschwingt. "Milky Way" ist Vorläufer von Kjærs nächster Einzelausstellung Solar System in Dänemark.

MILKY WAY by Esben Weile Kjær

MILKY WAY by Esben Weile Kjær
© MILKY WAY by Esben Weile Kjær
Sa, 14.09.2024 19:00 Uhr
Eintritt frei
Trauma Bar und Kino

rare possibility: Am letzten Tag der Art Week 2024 öffnet die BOROS COLLECTION ihre Türen. Verlaufen dich in den labyrinthischen Ausstellungsräumen und erkundige die private Sammlung von Karen und Christian Boros.

Open House: Boros Collection

Open House: Boros Collection
© Buny Rogers
So, 15.09.2024 13:30 Uhr
10,00 bis 15,00 €
Sammlung Boros

GUIDED TOURS

Wenn du Bock hast die Verantwortung endlich mal abzugeben, kannst du die Berlin Art Week auf eine besondere Art entdecken! Organisiert von der Art Week in Zusammenarbeit mit dem Museumsdienst Berlin kannst du zu Fuß oder mit dem Fahrrad die spannendsten Kieze Berlins erkunden – von Mitte über Kreuzberg und Neukölln bis nach Charlottenburg. Begleitet von Expert:innen wirst du an neue Kunst und interessante Orte geführt. Teilnahmegebühren liegen bei 10.

ROUTEN

Wenn dir Kontrolle abgeben dann doch etwas zu viel ist, du aber trotzdem das Gefühl brauchst, an die Hand genommen zu werden, kannst du in diesem Jahr neu die on Kollaboration mit Berlin Art Link sorgfältig kuratierten Routen entdecken. Vom Zentrum bis an die Grenzen der Stadt - immer zwischen 4 und 15 Stationen. Lieben wir.

EGAL WIE: (R)ausgehen lohnt immer und wie Richard Serra schon sagt: "Your eye is a muscle... keep it in shape." 🫂