Blackout Problems

So manch einer sieht mich verunsichert an, als ich von den Blackout Problems spreche. Nach den ersten Takten wandelt sich das Fragezeichen jedoch in ein gigantisches Ausrufezeichen gepaart mit ehrlicher Verwunderung. „Ach krass, die wohnen in München?“ – ja man, München, wir beherbergen eine wunderbare Alternative/Rock Band auf die wir verdammt stolz sein können. Die Blackout Problems. Hinter diesen grafischen Wunder-Worten mit der jeweils selben Buchstabenanzahl stecken vier Jungs mit dem selben Anfangsbuchstaben: Mario, Marcus, Moritz und Michael.

Zu viert stellen die Jungs Musik auf die Bühne, die man in dieser puren und ehrlichen Form nur bei Bands aus der alten Rock-Schule findet. Auf Blackout Problems Konzerten wird noch in die Drumsticks gebissen, gepoked, geschwitzt und in die tobende Meute gesprungen. Rock wird gelebt, ohne große Show oder Poserei.

Nach Veröffentlichung ihres ersten Albums Holy (Frühjahr 2016) gefolgt von einer Deutschland-Tour, Gigs in Krakau, Prag, Mailand, Österreich und der Schweiz, folgte am 1.6. eine Single mit dem Namen „Haul“. Diese entstand gemeinsam mit Electronic-Künstler Christian Löffler. Untypisch? Mag sein. Klingt wie? POW! ⬇️⬇️


Um sowohl die Frage als auch die Ausrufezeichen auf euren Denkerstirnen zu glätten, haben wir Lead-Sänger und Gitarrist Mario auf ein paar Fragen getroffen.

Mario, ein großer Grund warum ihr hier bei SupportYourLocalArtists gelandet seid, ist, dass man bei euch auf den ersten Blick merkt wie sehr ihr für das brennt, was ihr macht. Seit mittlerweile fünf Jahren hangelt ihr euch großteils in Eigenregie nach „oben“ – komme, was wolle. Woher zieht ihr die Kraft? Was motiviert euch weiterzumachen?

Vielen Dank erst mal für die Einladung! Wir wollen das im Moment gar nicht anders handhaben. Wir haben gänzlich alles selbst in der Hand und können uns ausleben, ganz so, wie wir es für richtig befinden. Für uns fühlt sich das alles ganz normal und richtig an. Wenn du irgendwo spielen willst, oder etwas erreichen willst, dann nimm es in die Hand und mach es. So wurde ich von meinen Lieblingsplatten erzogen.

Wer hat welche Rolle bei euch in der Band (instrumental, aber auch auf „Bandfamilien“ Ebene)? Stellt euch mal vor.

Wir haben den Michael am Schlagzeug, den Marcus am Bass, den Moritz an der Gitarre und mich, Mario, ebenso an der Gitarre. Singen tun alle die ein Mikro dafür haben, was den Michael hier außen vor lässt. Auf Bandfamilienebene würde ich uns alle als Cousins 7. Grades vorstellen. Wir sind zwar verwandt miteinander, bei genauerem Hinsehen merkt man aber, dass wir alle in unterschiedlichen Familien groß geworden und grundverschieden sind. Das macht das Gesamtpaket aber aus und wir ergänzen uns mit unseren kleinen Eigenheiten prinzipiell sehr gut.

Foto: Final Chapter

Eure Musik, eure Videos, die Fotos, das Artwork, sogar eure Website gleicht nahezu einem Kunstwerk. Alles wirkt sehr durchdacht. Wer steckt dahinter? 

Das freut mich sehr zu hören! Wir haben uns viele Gedanken gemacht und dann doch irgendwie gar keine und sind unbedacht ohne Plan und ins Blaue nach England gefahren und haben dort Videos, Fotos und Artwork gemacht. Was der gemeinsame Nenner des ganzen ist, ist unser Team, welches komplett aus Freunden besteht. Das sind alles Leute die für ihre Sache brennen und alles geben, ich habe unfassbaren Respekt und Hochachtung davor.

Mittlerweile steht ihr mit Bands wie SUM41 und Jennifer Rostock auf der Bühne. Denkt ihr in diesen Momenten manchmal zurück an euch als „kleine Jungs“ mit dem einen großen Band-Traum und seid ein bisschen stolz?

Mein 15-jähriges Ich würde bestimmt sagen „Leeeck jetzt hast du alles, was du willst“. Mein Mitte 20-jähriges Ich sagt: „Nur noch kein Jahresticket für die U-Bahn.“ Ich bin sehr dankbar, dass wir mit diesen Bands spielen dürfen und Einladungen bekommen, vor ihnen unsere Songs zu präsentieren und kann mich kein Stück beklagen.

Wie tourt ihr durch’s Land? Bus? Und wie fühlt es sich an so viel unterwegs zu sein? 

Wir fahren meist zu acht mit einem Bus durch’s Land. Unterwegs sein ist super, man lernt hin und wieder nette Leute kennen und sieht hier und da auch was vom Land oder der Stadt in der man ist. Das ist ein Privileg, was man sich immer mal wieder vor Augen führen muss.

Welche drei Dinge dürfen in eurem Bandgepäck nie fehlen?

Unsere Gitarren, Mikros und die Trommeln. Man mag es kaum glauben, aber wir haben schon hin und wieder eins davon zu Hause im Proberaum liegen lassen.

Am 1. Juni habt ihre die Single „Haul“ veröffentlicht. Diese ist gemeinsam mit dem Electronic Künstler Christian Löffler entstanden – nicht ganz typisch für euch – wie kam’s zur Zusammenarbeit?

Ich bin großer Fan von seiner Musik. Als ich das zufällig vor unserem Vertriebspartner erwähnte, meinte der nur: „Witzig, sein Manager sitzt bei mir im Büro“. So kam es, dass Christian unsere Musik hörte, der Rockmusik mag. Als die Anfrage kam, ob wir einen Song zusammen machen wollen, war das großartig. Wir sagen gerne viel ab, aber hier war die Zusage bestimmt innerhalb von Sekunden im anderen Posteingang.

„Haul“ – worum geht’s im Song? Wie ist er entstanden?

Große Teile des Videos sind in Bali entstanden, der Rest bei uns im Proberaum. Im Text geht es untypisch für uns um Liebeskummer: Neues Terrain auf ganzer Linie.

Wenn man euren bisherigen und anstehenden Terminplan betrachtet, seid ihr sehr viel unterwegs. Wie ist es nach München zurückzukommen, was hält euch hier? Und an welchen Plätzen fühlt ihr euch in München am meisten „zu Hause“?

Von uns ist keiner richtiger Münchner, wir sind alle zufällig hier gelandet und wer weiß, wohin es uns noch so treibt. Im Moment haben wir hier unsere Zelte aufgeschlagen. Mal sehen, wie lange die da noch stehen dürfen und wir uns die Mietkosten leisten können. Zu Hause fühle ich mich immer dort wo meine Kumpels sind, da ist es egal ob das in München ist oder sonstwo. Die ersten zwei, drei Jahre, die ich hier gewohnt habe, waren für mich stellenweise tierisch einsam. In der Zwischenzeit hat sich das zum Glück geändert und wir haben eine tolle Basis und Freundeskreis rund um die Band.

Wie seht ihr die Münchner „Künstler-Szene“ und wen würdet ihr uns als Herz legen? 

Für mich war München immer die nächstgrößte Stadt in der die meisten (inter-)nationalen Bands spielten. Als ich dann herzog, hatte ich keine Meinung über die Szene und lernte erst mal einen großen Haufen Vorurteile über die Stadt aus nächster Nähe kennen. Entgegen der Dorfschreier, die sich nur beschweren und sagen hier geht nix und hier wird nie was gehen, muss man die vielen engagierten Leute entgegenstellen, die gerade das Stadtbild neu zeichnen. Da entstehen Musikerstammtische, neue Bands und kreative Zusammenschlüsse.

Ich finde München gerade sehr interessant und bin gespannt, was da noch alles kommt. Direkt aus München kommt mir aus meinen Kopfhörern derzeit das neue Album von Claire entgegen. Großartig. Generell gilt: Augen und Ohren offen halten, auf Konzerte gehen und Bands unterstützen wo es auch immer geht.

Wer terminlich – und auch sonst – immer auf dem neusten Stand bleiben möchte, liked am besten die Facebook-Seite von den Blackout Problems.