Die Münchner*innen lieben ihre Isar -- der kühle, fießende Mittelpunkt der Stadt. Ob beim Grillen am Flaucher, Baden an der Weideninsel oder Surfen auf der Eisbachwelle, hier spielt sich das Leben ab. Atelier Bow-Wow, eines der renommiertesten japanischen Architekturbüros, hat diesen einzigartigen urbanen Raum Münchens zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Intervention in der Stadt werden lassen. Mit Hilfe eines hölzernen Brückenkopfes, dem Bridge Sprout, könnt ihr nun über die Isar an der Schwindinsel blicken und eine ganz neue Perspektive einnehmen.

Um den Münchner*innen eine neue Erfahrung im öffentlichen Raum zu ermöglichen, ragt vom 31. Juli bis Ende 2020, gegenüber einer der Schwindinsel, der "Brücken Spross" über die Isar. Der hölzerne Brückenkopf erreicht das andere Ufer der Flussinsel nicht, sondern bricht auf der Hälfte des Weges jäh ab. Auf der Insel, dort wo die Brücke eigentlich aufkommen müsste, wird die gedankliche Linie in Form einer Holzplattform fortgeführt, die sich behutsam und respektvoll in das Naturschutzgebiet der Schwindinsel einfügt.

© Christoph Knoch

Die dicken Holzbalken, die an traditionelle Holzbrücken in den Alpen erinnern sollen, fügen sich zu einer anmutigen Installation zusammen. Dadurch wird der  Luftraum zwischen Westufer und Schwindinsel völlig neu erfahrbar gemacht. Atelier Bow-Wow bezieht sich dabei auf die Tradition der Flößerei in München, und greift die alte Symbiose zwischen dem Fluss Isar und dem Material Holz auf. Zudem erinnert die scheinbar unfertige Brücke an eine Ruine, die den Wunsch, ans andere Ufer zu gelangen nicht erfüllen kann. Den Architekt*innen ist es gelungen durch das ungewöhnliche, frei schwebende Brückenteil, Weite und neue Erfahrungen von Raum zu erschaffen.

Das Projekt wurde von einem neuen Format für Kunst im öffentlichen Raum in München möglich gemacht, bei dem ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum mit einem Finanzrahmen von 250.000 Euro frei von Wettbewerbsdruck realisiert werden sollte. Die „Bridge Sprout“ wurde unter einer Reihe von internationalen Vorschlägen ausgewählt und in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat und dem Münchner Architekten Hannes Rössler realisiert.