Catcallsofmuc — Mit Kreide gegen Straßenbelästigung

„Kannst du mir die Stadt zeigen? Und vielleicht mehr…?“

„Mach doch deine Haare auf. Das sieht viel besser aus. Mach’s wie deine Freundinnen!“

„Hey, willst du mit mir bumsen?“

Dumme Sprüche von Fremden, die einem auf der Straße begegnen. Man kann einfach weitergehen, sie ignorieren oder sich ärgern. Man kann sie aber auch plakativ auf die Straße schreiben und so im besten Fall Aufmerksamkeit für das Problem Catcalling schaffen und eine Diskussion anregen. Und genau das haben sich drei Münchner vorgenommen und die Insta-Seite Catcallsofmuc ins Leben gerufen. Richtig gute Idee, die hoffentlich hohe Wellen schlägt. Wir wollten von Sofija, eine der Initiatorinnen, wissen, was genau hinter Catcallsofmuc steckt.


Erstmal vorab: Catcalling — was versteht man eigentlich darunter?

Catcalling ist eine Form von Straßenbelästigung. Dabei werden dem Opfer unangebrachte oder beleidigende Sprüche (oder auch bloße Geräusche) hinterher gerufen, die ihn oder sie in der Öffentlichkeit sexualisieren oder erniedrigen. In den meisten Fällen sind die Opfer junge Frauen, die von älteren Männern auf ihres Äußeres reduziert und von ihnen als Objekte wahrgenommen werden und deshalb mit dummen Anmachsprüchen wie „Geiler Arsch!“ oder „Hey, Kleines!“ umgehen müssen. Mit unserem Projekt kämpfen wir jedoch nicht nur gegen Catcalls in ihrer ursprünglichen sexistischen Bedeutung, sondern auch gegen alle anderen blöden Sprüche, die beispielsweise rassistischer, antisemitischer oder islamophober Art sind und mit denen zahlreiche Menschen in ihrem Alltag konfrontiert werden.

catcallsofmuc

Wie macht ihr das genau?

Die Art, wie wir gegen dieses Problem kämpfen, ist sehr friedlich, symbolisch und kreativ: die Sprüche oder Geräusche, die den Opfern hinterher gerufen bzw. gepfiffen werden, werden von uns an den Ort des Geschehens niedergeschrieben und das ganz einfach mit bunter Straßenkreide. Auf diese Weise lenken wir schon während dem Prozess des Schreibens viel Aufmerksamkeit auf diese Thematik und unterhalten uns mit Menschen, die uns beim Schreiben beobachten über dieses Thema. Je nach Wetterlage bleibt der Spruch anschließend mehrere Tage stehen bis er vom Regen weggespült wird. Unsere „Kreide-Aktionen“ sind also legal und geben den Opfern, das Gefühl nicht alleine zu sein und verstanden zu werden.

Und wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Die Inspiration für unsere Instagram-Seite haben wir von der ersten catcalls- Seite Catcallsofnyc bekommen. Bei einer gemeinsamen New York Reise haben wir Sophie Sandberg, die Gründerin der Seite, getroffen und sie hat uns von der Seite und der Idee, die dahinter steckt, erzählt und ebenfalls erwähnt, dass es jetzt eine weltweite Initiative ist. Da wir direkt an Catcalls denken mussten, die uns selbst und unseren Freunden oder Freundinnen in der Vergangenheit passiert sind, wollten wir der Stadt München eine solche Plattform nicht vorenthalten und uns für die Betroffenen aus unserer Heimatstadt einsetzen.

catcallsofmuc

Wer genau steckt hinter Catscallofmuc?

Wir sind drei junge Münchner: Julia (16), Ege (21) und Sofija (19). Kennengelernt haben wir drei uns im Jahr 2017 als das Leadership Projekt YouthBridge München gestartet ist. Nun geht dieses Projekt bald zu Ende und als Abschluss Reise haben wir eben die oben erwähnte New York-Reise unternommen. Abgesehen von YouthBridge ist Julia noch Schülerin an einem Münchner Gymnasium, Ege und ich, Sofija, haben letztes Jahr unser Abi gemacht und genießen gerade beide unser Gap Year in dem wir uns auf soziale Projekte, unsere Arbeit bei YouthBridge und Reisen konzentrieren, bevor wir im Oktober mit dem Studium beginnen.

Welche Aktionen und Projekte gibt es?

Das Motto unserer Seite lautet: Belästigung ist, wenn man sich belästigt fühlt. Das heißt, dass egal wer einen Catcall erfahren hat oder was genau ihm/ihr hinterher gerufen wurde, wir uns für die Person einsetzen, wenn sie sich belästigt fühlt. Denn auch ein „Hey, Hübsche!“ kann belästigend sein, wenn es von der falschen Person, in einer unpassenden Situation oder auf komische Art und Weise gesagt wird. Darum kann sich an uns jeder via Instagram Direct Messaging an uns wenden, der gerne seine Geschichte anonym teilen und damit ein Zeichen gegen Straßenbelästigung setzen möchte.

catcallsofmuc

Und wie kann man euch unterstützen?

Unterstützen kann man uns bisher eigentlich hauptsächlich indem man unsere Seite in die Öffentlichkeit trägt, da wir zum einen Geschichten und Erfahrungen von Opfern von Straßenbelästigung hören möchten, um diese später zu veröffentlichen, aber vor allem auf diese Problematik aufmerksam machen möchten, was am besten durch viele Follower auf Social Media geht.


Findet ihr auch gut? Dann folgt Catcallsofmuc auf Instagram und spreaded das Word!