Fünf Fragen an: Restaurant und soziale Ausbildungsstätte Roecklplatz

Der Roecklplatz zwischen Isartal- und Ehrengutstraße ist nicht nur ein wunderbarer Ort an sich, sondern dort befindet sich auch ein Restaurant, das in diesem Jahr sein 11-jähriges Bestehen feiert: das Roecklplatz. Ein Restaurant, das mehr als „nur“ eine Gaststätte ist. Es ist nämlich auch eine soziale Ausbildungsstätte für Jugendliche, die nicht unbedingt den geradlinigsten Lebenslauf vorweisen können. Dieser Ausbildungs-Ansatz war den beiden Inhaberinnen des Roecklplatz — Sandra und Angela — von Anfang an ganz besonders wichtig. Warum und wieso erfahrt ihr in unseren nachfolgenden fünf Fragen an die beiden.


1. Ihr feiert am 20. Juli euer 11-jähriges Jubiläum. Wie hat alles angefangen?


Mit den besten Umständen für so ein Projekt. Die Wohnungsbaugesellschaft Wogeno suchte einen Pächter für die Gaststätte in ihrem neu erworbenen Haus. Sandra und ich sind seit Jahrzehnten befreundet und so traf die Idee, ein Ausbildungsrestaurant zu machen auf sehr fruchtbaren Boden. In einer sehr langen Nacht haben wir die Eckpfeiler, die uns wichtig sind, festgesetzt und konnten loslegen mit der Umsetzung, sprich erstmal dem Umbau.

2. Ihr seid eine Ausbildungsstätte für Jugendliche mit Problemen — was genau bedeutet das? Und wie kam es dazu?

Als Geschäftsführerin eines Jugendhilfeträgers weiß ich, wie schwer es vielen jungen Menschen, fällt eine gute und zufriedenstellende berufliche Perspektive zu entwickeln. Mit schlechten gesellschaftlichen Startbedingungen, ohne ein für viele übliches familiäres Netzwerk, mit schlechtem oder ganz ohne Schulabschluss. Im Lebenslauf sind das keine Pluspunkte. Wir nehmen genau diese jungen Menschen und unterstützen sie bei der Lösung ihrer Probleme. Das können Lernschwierigkeiten, Schulden, wenig soziale Kontakte, Selbstunsicherheit oder auch problematischer Umgang mit den eigenen Aggressionen sein. Egal was — solange jemand den Willen hat die Ausbildung zu machen und dafür etwas tut ist er/sie bei uns richtig.

(c) Roecklplatz

3. Gibt es eine Ausbildungs-Geschichte, die euch ganz besonders im Kopf geblieben ist?

Eine junge Frau, die seit sie 13 Jahre alt war in Wohngruppen der Jugendhilfe betreut wurde. Migrationshintergrund, massive familiäre Probleme, Gewalt, wenig Schulbesuch. Gleichzeitig ein unfassbarer Sturkopf mit sehr eigenen Vorstellungen von Regeln und Auseinandersetzungen. Beziehungen wurden immer gleich gekappt sobald es zu einer (unvermeidlichen) Auseinandersetzung kam. Im Rahmen der Jugendhilfe konnte sie den Hauptschulabschluss machen. 
Dann begann sie im Roecklplatz. Zunächst konnte sie mit der Hierarchie, die es auch bei uns natürlich gibt, nicht gut umgehen. Aber immer mehr spürte sie, wie wichtig sie im Team ist, dass es ohne die Azubis nicht geht. Ein wichtiges pädagogisches Moment unserer Konzeption. Im Service bekam sie viel positive Rückmeldung der Gäste und lernte, auch mit unfreundlichen Gästen zurecht zu kommen. Die Auseinandersetzungen mit den Ausbilderinnen hörten nie ganz auf – aber sie wurden konstruktiver und überwindbar. Am Ende schloss sie die Ausbildung mit gutem Ergebnis ab und fand sofort eine Anstellung. Heute arbeitet sie selbst pädagogisch mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der schulischen Förderung.

4. Wie kann man sich bei Interesse bewerben? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?


Die Voraussetzung ist erstmal nur, dass man eine Ausbildung machen will und schulisch keine besonders guten Ergebnisse vorweisen kann. Wir können erst mit 17,5 Jahren einstellen, weil das Arbeitszeitgesetz mit Nachtarbeit von Minderjährigen sehr streng ist. Als gefördertes Projekt der Stadt München sind wir an deren Aufnahmeregelungen gebunden. Das heißt, dass jede/r Bewerber/in sich vor oder nach einer Kontaktaufnahme mit uns an das IBZ Jugend wenden muss, ein Integrations- und Beratungszentrum. Dort findet ein erstes Clearing statt um rauszufinden, was es für den jungen Mensch für berufliche Möglichkeiten gibt. Bei Schwierigkeiten oder Abbrüchen bleiben die Mitarbeiter*innen am Ball, dass möglichst kein junger Mensch verlorengeht. Eine gute Einrichtung für Münchner Jugendliche. Wir begleiten diesen Prozess mit den jungen Menschen, die sich direkt an uns wenden und können dann auch was abkürzen, damit keine Demotivation entsteht.

Copyright: Roecklplatz

5. Und zum Ende noch eine sehr wichtige Frage: Was steht bei euch auf der Karte? Irgendwelche besonderen Empfehlungen?

Alles ist wirklich super lecker. Die wechselnde Karte ist immer wieder spannende und die Köche sind sehr kreativ. Im Standard ist das Wiener Schnitzel ein totaler Klassiker und ich persönlich bin besonderer Fan unserer Salate.


Isarthalstraße 26
8469 München
Öffnungszeiten:
Mo – Sa | 17:30–01:00
So | geschlossen