Ihr wollt euch bewegen, kennt aber bereits jeden Stein und jeden Baum in eurem Viertel? Dann auf in den Petuelpark – einem unterschätzen Park voller Kunst und Kultur, der darauf wartet, von euch entdeckt zu werden.

Der Petuelpark ist eine der abwechslungsreisten und gleichzeitig unbekanntesten Parkanlagen Münchens. Die etwas abgelegene Lage zwischen Milbershofen und Schwabing ist dafür verantwortlich, dass sich nicht viele Müncher*innen aus anderen Stadtteilen hierher verirren, obwohl sich ein Besuch der rund 7,4 Hektar durchaus lohnt.

Im Vergleich zu den anderen Grünflächen der Stadt ist dieser Park noch relativ jung. Erst seit 2005 ist das Kunst- und Kulturprojekt Petuelpark über dem Petueltunnel komplett fertig gestellt. Das Konzept beinhaltet einen Wasserspielplatz und weitere Kinderspielplätze sowie eine begrünte Tunnelsüdwand mit verschiedenen Themengärten entlang des umgestalteten Nymphenburg-Biedersteiner-Kanals. Ihr könnt über die Promenade flanieren, auf den geschwungenen Holzbänken die Sonne genießen oder Skulpturen betrachten. Der Petuelpark ist nämlich nicht nur ein Raum für Erholung und Bewegung – er ist auch ein Ort der Kunst. Neben dem Grünkonzept der Landschaftsarchitekten Jühling & Bertram entwickelten das Baureferat und die Kunstkommission zusammen mit dem Münchner Künstler Stephan Huber als Kurator das Kunstkonzept für den Park. Euch erwartet ein Skulpturen-Parcours mit internationalen Positionen, ein Fontänenplatz, ein Café und ein Generationengarten des Münchner Architekten Uwe Kiessler.

© Peter Schinzler

Insgesamt sind dreizehn Kunstwerke im Park zu finden, die mal mehr und mal weniger dezent platziert wurden. Bogomir Ecker ist mit einem Periskop, durch das ihr den Autoverkehr im darunter liegenden Tunnel beobachten könnt, vertreten und Rodney Graham platzierte insgesamt sieben Stühle, die jeden Tag um 16:15 Uhr einen Song spielen, im Park.

Die weiße Marienstatue von Hans van Houwelingen lässt Wasser aus dem Stigma des Jesuskindes fließen und auch Harald Klingelhöllers Intervention beinhaltet Wasser. Unter einem Hain von Bäumen stehen sechs Rednerpulte aus weißem und schwarzem Granit, die sich per Knopfdruck in einen Trinkbrunnen verwandelt.

Raimund Kummers großformatige grüne Glasgebilde befinden sich geschützt in einem Glashaus, während Pia Stadtmäumers Reiterstandbild sich prominent im Freien befindet. Der Künstler Roman Signer hat zwei Paar Stiefel vergessen. Ein Paar Schuhe schießt eine bis zu sieben Meter hohe Wasserfontäne hervor und ein weiteres Paar verströmt stoßweise Luft.

© Wolfgang Stehle

Weniger lustig und mehr poetisch sind Aribert von Ostrowskis collagenartige Text- und Bildfragmente auf Milchglasflächen, die zur Reflexion einladen. Ein letztes Kunstwerk ist auf den ersten Blick vielleicht gar nicht als solches zu erkennen: Das Lichtkunstkonzept von Dietmar Tanterl beinhaltet 70 Edelstahlstehlen mit integrierten Autoscheinwerfern – passend zur unter dem Park verlaufenden Autobahn.

Das zum Kunstkonzept gehörige Petuelcafé befindet sich im Herzen des Parks. Die Innenräume wurden von den Künstlerinnen Barbara Bloom, Alexandra Ranner und Kiki Smith künstlerisch gestaltet. Der schlichte Pavillonbau dient neben Café und Treffpunkt auch als Kunstforum. Auf der unteren Ebene des Gebäudes finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen statt, die nicht begehbar, aber von außen einsehbar sind.

© Wilfried Petzi

Es gibt also einiges zu entdecken! Und auch, wenn manche der Kunstwerke im Winter eingepackt werden, lohnt sich ein Spaziergang durch den, übrigens komplett inklusiven und rollstuhlgerechten, Petuelpark.

Während des Lockdowns bietet das Café Ludwig im Petuelpark einen Take Away Service an. Hier könnt ihr euch nach eurem Spaziergang mit Speisen, Getränken sowie Kaffee und Kuchen versorgen.