Wahrscheinlich seid ihr schon oft daran vorbeigelaufen, habt im Gras danebengelegen oder ausversehen den Fußball dagegen geschossen – aber habt ihr den Skulpturenpark schonmal bewusst wahrgenommen? Im Kunstareal der Pinakotheken an der Barerstraße befinden sich zahlreiche Skulpturen, die ihr bei einem kleinen Spaziergang entdecken könnt.

Skulptur vs Plastik – der Unterschied

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Skulptur und Plastik? Tatsächlich werden die beiden Begriffe weitestgehend synonym verwendet. Wenn ihr aber genau sein wollt (und eure Freund*innen mit Fun Facts beeindrucken möchtet), dann wird eine Plastik durch Auftragen oder Modellieren erstellt, während eine Skulptur durch Hauen und Schnitzen entsteht. Wenn man ganz korrekt sein möchte, handelt es sich bei den Werken im Skulpturenpark der Pinakotheken also um Plastiken. So genau nehmen's wir aber mal nicht.

Spazierstart an der Alten Pinakothek

Unseren Spaziergang starten wir vor der Alten Pinakothek. Auf der beliebten Wiese tummeln sich nicht nur immer viele Freizeitsportlerinnen und Sonnenanbeterinnen, sondern auch gleich vier Skulpturen. Links neben dem Eingang wartet die Große Biga (2000) von Fritz Koenig auf euch. Eine Biga? Das ist ein zweirädiger Wagen, der im Alten Rom für Schaukämpfe und Wagenrennen benutzt wurde. In der Königsskulptur sind der abstrahierte antike Kampfwagen, die vorgespannten Pferde und der Mensch zu einer Einheit verschmolzen.

© Julia Wittmann

In unmittelbarer Nähe der Großen Biga ist Erich Hauser mit seiner Arbeit Doppelsäule 23/70 aus dem Jahr 1970 vertreten. Dabei handelt es sich um eine sieben Meter hohe Stahlplastik, deren zwei Säulen im oberen Bereich aufbrechen und sich mit geraden Kanten ineinanderdrehen.

Den Mittelpunkt der Wiese bildet die zweiteilige Monumentalplastik Two-Piece Reclining Figure: Points (1996-70) von Henry Moore. Auf den ersten Blick erscheinen die reduzierten Rundungen gegenstandlos. Jedoch lassen sich nach genauerer Betrachtung zwei liegende Frauenkörper erahnen. Normalweise befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine zweite Arbeit, die Große Liegende aus dem Jahr 1957. Auf Grund von Umbauarbeiten an der Neuen Pinakothek ist diese Arbeit jedoch momentan nicht zu sehen.

© Julia Wittmann

In direkter Nachbarschaft befindet sich Alf Lechners Skulptur Zueinander aus dem Jahr 1999. Durch die Zerlegung und Neuordnung einfacher geometrischer Formen möchte er diese sinnlich erfahrbar machen. Vielleicht könnt ihr ja beim Betrachten seiner sich aufeinander stapelnden Rechtecke und Quadrate etwas erfahren?

Auf dem Weg zur Rückseite der Alten Pinakothek kommen wir an Eduardo Chillidas monumentaler Eisenplastik Buscando la Luz vorbei. Einen Schritt näher kommen lohnt sich. Die Arbeit von 1997 besteht aus drei großen „Trichtern“, durch die ihr hindurch und herum schreiten könnt. Das Schöne an Skulpturen ist ja, dass ihr sie von allen Seiten betrachten könnt. Dadurch wirken sie immer unterschiedlich.

© Julia Wittmann

Letzter Stop: Wiese vor der HFF

Die wohl größte Figur im Kunstareal ist Present Continuous aus dem Jahr 2011 von Henk Visch. Ihr findet sie zwischen dem Eingang der HFF und dem Eingang des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst platziert. Die 3,6 Meter hohe Stahlfigur ohne Arme beugt sich nach vorne und blickt nach unten. Und wenn ihr euch schon immer gefragt habt, warum sie das tut, dann kommt hier die Auflösung: Der stählerne, rote Sehstrahl der Plastik verläuft von ihrem Kopf durch den Boden in einen Saal des darunterliegenden Ägyptischen Museums. Die Figur blickt quasi in das Museum hinein. Ein forschender Blick in die Vergangenheit schadet nie.

Am Abschluss eurer kleinen Kunst-Tour durch den Skulpturenpark könnt ihr euch einen Drink in der Minna Thiel oder eine heiße Schokolade mit Eis im Ballabeni gönnen. Bei so viel Kunst und Kultur habt ihr euch das verdient!