Tanzwerkstatt Europa

Bereits seit 29 Jahren bringt die Tanzwerkstatt Europa angesehene Tänzer*innen und Choreograf*innen, spannende Newcomer*innen und tanzbegeisterte Amateur*innen in München zusammen und verwandelt die Stadt 10 Tage lang in einen Hotspot der internationalen zeitgenössischen Tanzszene. Auch dieses Jahr – trotz der außergewöhnlichen Umstände – wird die Tanzwerkstatt stattfinden und Workshops, Lectures, ein Symposium im Freien und sieben Produktionen (inter-) nationaler Künstler*innen, anbieten. Vom 28. Juli bis zum 7. August 2020 steht die Stadt ganz im Zeichen des Tanzes.

Der thematische Schwerpunkt der Tanzwerkstatt Europa liegt dieses Jahr auf einer aktuellen gesellschaftlichen Debatte, die sich nirgendwo sonst so konkret manifestiert, wie im Tanz: Nähe und Distanz. Wie gestaltet sich das Verhältnis von Nähe und Distanz? Wie reagieren wir aufeinander in unserer direkten, physischen Interaktion miteinander?


Performance-Programm

Eröffnet wird die diesjährige Ausgabe mit einer fulminanten „Choreografie der Materie“, des niederländisch- schwedische Choreograf Jefta van Dinther. Dabei wird sich das gemeinschaftliche Kommunizieren, Konstruieren und Ineinandergreifen der Tänzer*innen, mit der Substanz des Bühnenbilds, Licht und Ton, überlagert.

In „shadowpieces“, einem Parcour aus Solo-Stücken, erzählt Cindy van Acker von Intimität und Empathie. Ihr Werk ist von der engen dialogischen Auseinandersetzung der fünf Tänzer*innen geprägt.

Yoann Bourgeois integriert ein Trampolin in seine Arbeit „Fugue Trampoline“ und sucht in ebenso lässigen wie spektakulären Bewegungsabläufen nach Momenten jenseits der Schwerkraft.

Stephan Herwigs Anordnung von Bewegungen kommt ganz ohne musikalische Untermalung aus. Er lässt durch die Solos, Duette und Gruppensequenzen der vier Tänzer*innen Rhythmen entstehen, die lediglich von Bewegungsgeräuschen und dem Nachhall des Tanzes im Raum untermalt werden.

Die Solo-Performance „lostmovements“ sucht wiederum nach dem Extremen und bewegt sich zwischen Ausgelassenheit, Abgrund, Ekstase und extremer Stille. Dafür arbeitete Jan Martens eng mit Marc Vanrunxt zusammen.

In der Form eines Porträts erkundet der Choreograf Noé Souliers die beschreibende Kraft der Bewegung mit und durch den Tänzer Frédéric Tavernini. Der Fokus des Stückes liegt hierbei auf einer intensiven, persönlichen wie künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Gegenüber.

Es wird auch eine spekulative, garantiert nicht jugendfreien Choreografie von Mette Ingvartsen zu sehen sein. Die Choreografin erforscht mit „21 pornographies“ die gesellschaftliche Funktion von Pornografie und die politische Dimension des (sexualisierten) Körpers.

STEPHAN HERWIG „Rhythm & Silence“ © Franz Kimmel

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Symposion

Unter dem Titel „Utopien des Zusammenlebens” wird am 2. August 2020 von 14 Uhr bis 19 Uhr das Symposium der Tanzwerkstatt Europa im Garten des Institut français München stattfinden. Der Architekt Van Bo Le- Mentzel, die Kulturwissenschaftlerin Beate Absalon, die*der nicht binäre Theatermacher*in und Queer Activist*in Lola Fonsèque, die Choreografin und Performerin Joana Tischkau und Hannan Salamat, Fachleiterin Islam beim Züricher Institut für interreligiösen Dialog, werden Fragen nach dem Verhältnis von Nähe und Distanz im gesellschaftlichen, aber auch konkret physisch-räumlichen Zusammenleben nachgehen. Wie verändern oder manifestieren sich das Private und das Öffentliche, Gemeinschaft und Individualismus in Zeiten globaler Epidemien? Wie wird mit rassistischer Gewalt, gesellschaftlicher In- und Exklusion und Herrschaft über den öffentlichen Raum umgegangen? Wie können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten – und gibt es dieses „wir“ überhaupt? Zwischen den Vorträgen wird es einen utopisch- poetischen Input von Yoann Bourgeois geben, der sein Solo- Stück „Fugue Trampoline“ ganze fünf Mal aufführen wird.

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Workshops

Ihr könnt nicht nur diskutieren und zusehen, ihr könnt auch selbst aktiv werden in den zahlreichen Workshops, die die Tanzwerkstatt Europa im Rahmen des Festivals anbietet. Es wird Kurse in zeitgenössischen Tanztechniken und spezielle Repertoire-Klassen für alle Levels geben, sowie verschiedene Summer Intensives für professionelle Tänzer*innen und angehende Choreograf*innen, die wertvolle Einblicke in aktuelle künstlerische Arbeitsweisen gewähren. Zudem stehen zur Entspannung des Körpers verschiedene Bodywork-Kurse auf dem Programm wie z.B. Feldenkrais, Yoga oder Tai-Chi Dao-Yin.

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Die Plätze für Teilnehmende und Zuschauende werden reduzierter sein als in den vergangenen Jahren, weswegen ihr euch früh ein Ticket für die einzelnen Veranstaltungen und einen Platz in den Workshops sichern solltet.