Aus dem Zusammenschluss der preußischen Städte Geestemünde und Lehe entstand im Oktober 1924 an der Unterweser die Stadt Wesermünde. 100 Jahre später ist die preußische Stadt nahezu vergessen. Dabei wuchs die junge Stadt kontinuierlich und erfolgreich. 1927 war Wesermünde ein bedeutender Werftenstandort und entwickelte sich zum größten Fischereihafen des europäischen Kontinents.
Zugleich kamen die Orte Weddewarden und Schiffdorfer Damm hinzu sowie Teile Langens bei Speckenbüttel. In den kommenden Jahren entstand das heutige Surheide und Wohnsiedlungen im südlichen Wulsdorf. 1939 ging sogar das bremische Bremerhaven in Wesermünde auf. In rund 15 Jahren wuchs Wesermünde so zu einer Großstadt sowie zur zweitgrößten Stadt nach Hannover in der gleichnamigen Provinz, aus der 1946 Niedersachsen hervorging.
Auch Wesermünde gehörte formal kurzfristig zu Niedersachsen. Doch bereits nach 23 Jahren endete die Geschichte, denn mit der Zuordnung zum Land Bremen wurde 1947 aus Wesermünde Bremerhaven. Noch heute entspricht das Stadtgebiet Bremerhavens im Wesentlichen dem einstigen Wesermünde. Aber der Name und die Geschichte der Stadt, in der einst die Unterweserorte zu Bremerhaven vereint wurden, geriet in Vergessenheit.
100 Jahre nach ihrer Gründung erinnert das Historische Museum Bremerhaven daher mit einer Sonderausstellung an eine preußische Stadt, deren Bewohner einst einen rasanten Aufschwung erlebten ebenso wie Entrechtung, Vertreibung und Tod während der Diktatur der Nationalsozialisten.