FOTO: © Phil Dera

1 km² Berlin – Akt I: We are sorry!

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Mit der Trilogie „1 km2 Berlin – Die Tragödie der offenen Stadt“ begeben sich das Künstler*innenkollektiv Guerilla Architects und die Performerin und Autorin Alicia Agustín auf die Suche nach den Ambivalenzen zeitgenössischer Stadtentwicklung und machen diese als Gemeinschaftserlebnis erfahrbar. Der erste Akt „We are sorry!“ ist der immersive Auftakt der Trilogie, eine kathartische Prozession und Führung entlang der durch Spekulation geformten Kulisse des nördlichen Spreeufers. Im Setting eines Showrooms wie er von der Immobilienbranche für Verkaufsgespräche von geplanten aber noch nicht realisierten Bauvorhaben eingerichtet wird, konfrontiert uns die Videoperformance mit den engmaschig verwobenen Schicksalssträngen der Stadtentwicklung, lenkt unseren Blick auf das Wahrnehmen und Annehmen der Verantwortlichkeit aller Akteur*innen in Bezug auf den Ausverkauf der Stadt und stellt die Frage: Wer ist denn nun verantwortlich? Ausgangspunkt der Reihe „1 km2 Berlin – Die Tragödie der offenen Stadt“ ist die Ruine der Brommybrücke, der scheinbar letzte Rückhalt gegenüber der allmählichen Privatisierung ihres Umfelds. Der Quadratkilometer im Umkreis um diese, zur heiligen Pilgerstätte erklärten Ruine, wird zum Schauplatz einer an die antiken Festspiele angelehnte Tragödie in drei Akten, bei der sich jede*r Handelnde nur schuldig machen kann. Der ursprünglich für April geplante Akt I findet nun im August statt, Akt II und III folgen im Oktober und Dezember 2020. We are getting closer! An vier langen Sommerwochenenden öffnen wir im August das radialsystem erneut für das Publikum und laden herzlich ein zu Konzerten, Installationen und Performances von und mit dem Solistenensemble Kaleidoskop, Hanno Leichtmann, Peter Cusack, Sandhya Daemgen, Deva Schubert, Guerilla Architects und Alicia Agustin, Sasha Waltz & Guests, Tilman O’Donnell und Mikkel Ploug, Juan Dominguez und Wojtek Blecharz. Dabei werden die unterschiedlichen Räume des Hauses, die Spreeterrasse und das überdachte Deck in anderer Weise zu entdecken sein als bisher. Wie wichtig und zugleich fragil das gemeinsame Live-Erlebnis ist, haben wir in den letzten Wochen erfahren müssen. Damit sich bei unserem Neustart alle wohl und sicher fühlen können, wollen wir für die Begegnungen vor Ort viel Raum und Zeit lassen. Gemeinsam mit den beteiligten Künstler*innen und Ensembles haben wir daher künstlerische Formate entwickelt, die zu ungewöhnlichen ästhetischen Erfahrungen einladen und bei denen das radialsystem gleichzeitig neu erlebt werden kann. Guerilla Architects ist ein Künstler*innenkollektiv, das sich mit den sozioökonomischen Strukturen von Städten und subversiven urbanen Transformationen beschäftigt und deren Arbeitsweise sich durch ein starkes Interesse an einem Dialog mit der Gemeinschaft auszeichnet. „Guerilla“ zu sein ist ihr Ansatz für die Stadtentwicklung: Die Künstler*innen gehen davon aus, dass in vorhandenen Strukturen oft nur minimale Eingriffe erforderlich sind, um bisher unsichtbaren Räumen eine neue Bedeutung zu verleihen. Guerilla Architects wurden 2012 in London im Rahmen einer Hausbesetzung gegründet und hinterfragen seitdem politische, juristische, architektonische und städtische Räume. Sie arbeiten ortsspezifisch und entwickeln performative Aktionen im (öffentlichen) Raum und immersive Formen der Stadterkundung. Aus ihrer jüngsten onsite Forschung „1 km² Berlin - Strategien der Spekulation“ im Rahmen des Recherchestipendiums Bildende Kunst der Berliner Senatsverwaltung entstand die Videoarbeit „Sprache der Spekulation“, die im Rahmen der Berlin Art Week 2019 gezeigt wurde. Alicia Agustín, geboren auf Ibiza, Spanien, ist Performerin und Autorin. Sie studierte Schauspiel in Berlin und New York. Als Performerin war sie u.a. in Tracey Roses Installation „The world is not fair“ im Rahmen der Weltausstellung 2012 zu sehen. Mit dem „Talking Straight Festival“, das Anfang 2014 im Studio Я des Maxim Gorki Theaters entstand und von Alicia Agustín mitgestaltet wurde, gründete sich das Talking Straight Kollektiv, das immersive Performances entwickelt. Das „Talking Straight Festival“ wurde zum Theatertreffen 2015 eingeladen und bespielte acht Stunden lang das gesamte Haus der Berliner Festspiele. Die Arbeit „What a Wonderful Void“ reiste zum Sziget Festival nach Budapest. 2018 erhielt sie das Arbeits- und Recherchestipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und forschte zur Performativität von Enttäuschung im Vergleich zwischen Kairo, Katalonien und Chemnitz. Mit der Videoarbeit „Sprache der Spekulation“ begann ihre Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Guerilla Architects. Die Rauminstallation und Videoperformance läuft an allen Tagen von 14 - 19 Uhr. Beginn alle 30 Minuten für jeweils zwei Personen. Der gewünschte Zeit-Slot kann bei Ticketkauf (ab 31.Juli, 10 Uhr) ausgewählt werden. In deutscher Sprache, mit englischem Untertitel. ___

Location

Radialsystem Holzmarktstr. 33 10243 Berlin

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