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Videofilm-Premiere (Uraufführung) 21.05.21, 19:00 / verfügbar bis 31.05., 19:00 >

Video-Stream und Tickets über dringeblieben.de

Rituale schaffen Gemeinschaften und stiften Sinn und Identität. Sie geben Orientierung, sie erhalten und erklären die Verbindung zwischen dem Menschen, der Natur und dem Kosmos. Ein Ritual verschränkt die Zeitformen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fallen in eins.

Ein Altar ist oft das Zentrum eines Rituals und ein Ort der rituellen Hingabe, er dient als Medium des Übergangs und der transzendentalen Verbindung. Ein Altar ist gleichzeitig ein Ort der Individuation, er schafft und bewahrt Identität und ist daher auch ein Ort des impliziten kollektiven Gedächtnisses (nach Jan Assmann).

Weltweit sind Gesellschaften aktuell mit einer Krise konfrontiert, ausgelöst durch die globale Pandemie. Eine Rückkehr zur alten Lebensordnung scheint unmöglich, die Gegenwart wird von Geistern aus der Zukunft heimgesucht. Es ist empfehlenswert, an einem Altar mit ihnen in Kontakt treten. Der Große Marmoraltar, auch als Pergamonaltar bekannt, befindet sich als Rekonstruktion seit 1901 in Berlin. Seit der Entdeckung seiner Fragmente im 19. Jahrhundert im heutigen Bergama, Türkei und dem späteren Wiederaufbau im 20. Jahrhundert in Berlin war er Gegenstand eines anhaltenden öffentlichen Interesses. Imperiale, nationale und kulturelle Werte entstanden auf seinem Grund.

Dieses „Meisterwerk“ der hellenistischen Kunst ist herausragend und einzigartig in seiner Form, Größe und ästhetischen Komplexität. Die Geschichte des Altars ist eng verbunden mit der Geschichte der Stadt Berlin, mit der Erzählung ihrer Kämpfe, Verwerfungen und Teilungen. Heute erinnert jedoch nur noch wenig an die originäre Bestimmung des Altars: der Altar als der Ort der transzendentalen Verbindung, der Ort der Begegnung und des Kontakts mit dem Göttlichen, der er bis zur monotheistischen Wende war. Das auf einer erhöhten (ALTA) Fläche (ARA) dargebrachte Opfer entspricht der im Gebet erhobenen Hand, es ist eine Einladung und eine Bitte zugleich. Die im Großen Fries des Altars eindrucksvoll gezeigte, dramatische Schlacht (AGON) der olympischen Götter mit den Giganten meint den Kampf der Ordnung gegen das Chaos.

Der Altar ist damit auch ein Symbol der kollektiven und individuellen Kämpfe und Konflikte, die die Priester*innen, Altardiener*innen und Besucher*innen seit der Antike im Namen der Götter und in ihrem Angesicht ausgefochten haben. Das Projekt ARA (lt.: „Altar“) geht der phänomenalen Verfasstheit des Altars und anderer Kunstwerke der Antike, die sich auf der Berliner Museumsinsel befinden, nach und würdigt ihre Besonderheit in einem rituellen Akt. Der rituelle Akt ist an die antike Tradition der LUSTRATIO angelehnt, eine rituelle Prozession, deren Ziel die Wiederherstellung von sozialer und symbolischer Balance und die Reinigung durch das Opfer ist. Ein Priester (Attila Csihar) leitet die Prozession. Eine Frau (Maria Buzhor) folgt ihm. Der Epilog findet im Theater statt: Ausgehend von der Geschichte des russischen Geistlichen Grigorij Rasputin (Arion Csihar) stellt sich die Frage nach der Wiedergutmachung eines längst verjährten Unrechts, das dem Geistlichen an der Schwelle zur größten Transformation des 20. Jahrhunderts widerfuhr.

Ein Videofilm, begleitet durch eine Sound-Komposition, dokumentiert die Begegnung der beiden Priester mit den historischen Orten, die zu Akteur*innen werden.

Die Uraufführung findet am 21.05.2021 digital über die Plattform Dringeblieben.de statt, im Juni planen wir, so es die Pandemie-Situation dann zulässt, eine Open-Air-Live-Veranstaltung mit Filmscreening und Adaption der Solo-Performance von Attila Csihar auf der Großen Bühne. Der für seine Arbeit in den Metal-Formationen Mayhem, Sunn O))), Tormentor und anderen international bekannte und renommierte Sänger und Vocalist Attila Csihar wirkt hier erstmals an einer interdisziplinären Projektentwicklung am Theater.

An der Produktion sind auch seine beiden Kinder, Arion Csihar und Julia Csihar, beteiligt. In diesem Projekt vertieft Csihar die seiner Performance oft bescheinigte Nähe zur Theatraliät und das inhaltliche Interesse an rituellen Traditionen.

Mit freundlicher Unterstützung des Collegium Hungaricum Berlin

Mit Dank an: Prof. Dr. Andreas Scholl, Prof. Dr. Lorenz Winkler-Horaček, Max Dax, Dr. Márta Nagy, Gergő Kovács, Moritz Richard Schmidt, Alexa Gräfe, Scott Pearsall

Besetzung Im Film: Attila Csihar, Maria Buzhor; Arion Csihar, Julia Csihar

Stimme und Sounds: Attila Csihar

Konzept und Künstlerische Leitung: Elena Sinanina

Kuratorische Beratung: Christian Morin

Kamera und Schnitt: Kathrin Krottenthaler

Zusätzliche Kamera: Mathias Klütz

Drohnenkamera: Judit Fruzsina Jesse

Videotechnik: Benjamin Hartlöhner

Sound Design: Christopher von Nathusius

Sound Engineering: Michele Gambarara, Klaus Dobbrick

Tonassistenz: Jonathan Hamann

Kostüme: Kostümabteilung, Volksbühne Berlin

Maske: Ilona Siefert, Spyridon Prosoparis

Requisite: Eike Grögel, Franziska Rommel

Beleuchtung: David Winter, Johannes Zotz

Bühnenmeister: Jan Krüger, Andreas Speichert

Location

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Linienstraße 227 10178 Berlin

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