Das sagt der/die Veranstalter:in:

„Abteilung Verkehr“ von BORGtheater schickt die Teilnehmer*innen mit Hilfe einer App,
eines Lageplans und weiteren Hilfsmitteln in ein Open World-Szenario und eine Zeitreise in
diese ehemalige SED-Abteilung, deren Überreste sich auf dem Gelände der Fahrbereitschaft
in Berlin-Lichtenberg befinden. Den angehenden Mitarbeiter*innen werden in diesem Site
Specific-Game von den Sektorenleiter*innen Aufgaben gestellt, wodurch auch die
überlieferte Geschichte der Abteilung selbst ins Spiel integriert wird.
Die partizipative Inszenierung gibt so auf spielerische Weise einen Einblick in die Arbeit der
einzelnen Abteilungssektoren und der Geschichte eines Bereichs der sozialistischen
Einheitspartei, der geheimen, aber nicht weniger regen Kontakt mit dem Westen pflegte und
deren Mitarbeiter nicht immer mit der Kontrolle durch das MfS einverstanden waren: der
Abteilung Verkehr.
Zwischen dem Verbot der KPD (1956) und der Gründung der Nachfolgepartei DKP (1968) in
der BRD war es der Anspruch der SED, Politik für „ganz Deutschland“ zu machen und von
ihrer Seite des eisernen Vorhangs die Politik im westlichen Nachbarland zu beeinflussen.
Um die bis heute kaum bekannten, konspirativen Aktionen von 1950 bis zur Wende aus
historischer Entfernung, aber unmittelbarer örtlicher Nähe, zu erfahren, gehen wir direkt
dahin, wo sie geplant, koordiniert und durchgeführt wurden.
„Abteilung Verkehr“ bietet durch sein ungewöhnliches Format den Teilnehmer*innen die
Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln, sich in die Rolle der Ausführenden zu begeben
und auf diese Weise selber zu testen, wie stark die Macht der Organisation und ihrer
Strukturen, ihre Akkumulierung und Ausweitung und wie wirkungsvoll die eingeforderte
Konspiration einzelner Abteilungssektoren gewesen ist. Die Teilnehmer*innen können selbst
erleben, welche Wahl-, Auf- oder Ausstiegsmöglichkeiten den Mitarbeiter*innen in diesem
bürokratischen Apparat gegeben waren. Sie können aber auch aus Gesprächen an der
Zentral-Bar von persönlichen Schicksalen erfahren, was aus dem Idealismus der Anfänge
geworden und welche Versuche seinerseits der Westen unternommen, um seinerseits die
Politik der DDR zu beeinflussen.
Während die Zuschauer*innen vordergründig in ein Narrativ des Kalten Krieges und ein von
Paranoia angetriebenes, mitunter kafkaeskes System eintauchen, schlagen sie unwillkürlich,
angesichts mancher Parallelen (ideologischer und/oder struktureller Art) einen Bogen zur
Gegenwart. Alles, während sie sie sich physisch in den teilweise original erhaltenen oder
nachgebauten Räumen befinden, wo vor ein paar Jahrzehnten noch tatkräftig versucht
wurde, den Verlauf der deutschen Geschichte komplett zu ändern.

 

Gefördert durch die Bundeszentrale politischer Bildung
Medienpartner: taz.die tageszeitung

 

Mit:
Regie / Stück + Spielentwicklung Rolf Kasteleiner
Schauspiel Charlotte Alten, Julia Glasewald,
Thomas Pasieka, Urs Winiger, Michael Günther und Ingolf Mueller-Beck
Dramaturgie + Stückentwicklung Aldus Kiss
Game Design Eria Korte
Programmierung Markus Schubert
Kostüm Eleonora Pedretti
Szenografie Lana Ramsay
Produktionsleitung Leonard Beck
Produktionsassistentin Marlene Hoffmann

Location

Fahrbereitschaft Herzbergstraße 40-43 10365 Berlin

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