An den Stränden Thebens türmen sich die Leichen. Zahllose anonyme, fremde Körper – Ertrunkene, an die Ufer Europas gespült. Wessen Tote sind das? Während die überforderten Bürger*innen der Stadt sich noch fragen, wen diese Toten etwas angehen, sieht Herrscher Kreon den fragilen Frieden und die demokratische Ordnung in Gefahr. Das Gesetz sagt, die Leichen sollen, in schlichte Säcke verpackt, liegen bleiben, wo sie sind. Doch da schleppt Antigone die aufgequollenen Leiber in die Stadt und fordert eine menschenwürdige Bestattung. Ein Streit um staatliche Rechtsordnung und subjektives Rechtsempfinden entbrennt.
Thomas Köcks »rekomposition« von Sophokles‘ Tragödie lädt das antike Personal mit zeitgenössischer Bedeutung auf. Mit feinem Humor und sprachlicher Finesse seziert er den Konflikt zwischen Gesetz und Moral, Idealismus und Realpolitik und eröffnet uns mittels eines tausende Jahre alten Mythos‘ eine neue Perspektive auf uns und unsere Zeit. Müssen wir unsere Werte verteidigen, damit sie nicht zerstört werden? Oder zerstören wir unsere Werte gerade dadurch, dass wir sie verteidigen?