Das sagt der/die Veranstalter:in:

„Es gibt immer ein Unbehagen, wenn man über diese Dinge spricht. Ein Unbehagen auf beiden Seiten. Dasselbe Unbehagen, aber nicht aus denselben Gründen“, sagt eine der Figuren in Dieudonné Niangounas Stück Nennt mich Muhammad Ali. Im zeitgenössischen Sprechtheater afrikanischer und afro-diasporischer Autor:innen wird die koloniale Situation mit einem Aufschrei erinnert und die postkoloniale Situation als Folge der Gewaltverhältnisse scharf kritisiert. Mittels Theater wird hier eine widerständige Erhebung gegen rassistische, klassistische und sexistische körperpolitische und sprachliche Zurichtungen vorgenommen. Zugleich ist in den Stücktexten eine Ästhetik der Transgression gestaltet, bei der dekoloniale Visionen von Welt möglich werden. Wie wird die aktuelle postkoloniale Realität im zeitgenössischen Theater aus dem Süden reflektiert? Was wird aus Perspektive subalterner Figuren in den Stücktexten artikuliert und gespiegelt? Was entäußert sich im kritischen Blick auf den Westen? Wie gestalten die Bühnenautor:innen eine Ästhetik des Aufruhrs und eine Ästhetik der Transgression? Und welche Utopien sind damit verbunden?
Der Abend setzt Theater und Wissenschaft zueinander ins Verhältnis. Stückausschnitte von Dieudonné Niangounas Nennt mich Muhammad Ali, Marie N’Diayes Hilda und Aristide Tarnagdas Und wenn ich Sie alle umbringe, Madame werden in Teilen gelesen und gespielt, sowie analytisch reflektiert.
Grit Köppen, Vandross Diogo Valeria Alage, Rakiyat Rasheed und Luisa-Charlotta Garbe entwerfen gemeinsam einen Abend als Spurensuche, Gestaltung und Befragung dieser Theatertexte.
Die Veranstaltung basiert auf szenischen Textauszügen der drei Theaterautor:innen und theoretischen Ausführungen des Buches Dekoloniale Ästhetiken im zeitgenössischen Theater von Grit Köppen, das 2025 im Verlag Theater der Zeit erschien.