Der letzte Tag des Sommers in Berlin. Morgengrauen. Can, angelehnt an sein Auto, raucht eine Zigarette und beobachtet gedankenverloren die JVA Tegel. Er ist so alt wie sein Oldtimer, ein Mercedes 230E, Baujahr 1982. Can, das Kind von Arbeitereltern aus Kreuzberg, hat mit Fälschungen von Designerkleidung und Markenuhren das große Geld gemacht. Eigentlich müsste er jetzt den Preis dafür zahlen. Aber er ist nicht der Typ dazu und will am nächsten Morgen, statt für fünf Jahre ins Gefängnis, nach Istanbul gehen. Abhauen, für immer. Berlin Oranienplatz erzählt den letzten Tag eines jungen Mannes in Berlin. Menschen und Orte werden noch einmal besucht, die Can fast vergessen hat, die ihn fast vergessen haben. Die Strassen Berlins, Cans Eltern, seine Ex-Freundin, eine Hinterhofmoschee, ein Jazzclub... Can wird sich von seinem Berlin verabschieden, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Doch haben sich die Stadt, wie er selbst längst weit voneinander entfernt. 90 Jahre nach dem Erscheinen Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz schreibt Hakan Savaş Mican mit Berlin Oranienplatz eine neue Geschichte über das zeitgenössische Berlin. Er erzählt,wie in seiner letzten Inszenierung Die Nacht von Lissabon, mit poetischen Videobildern und Live-Musik von verpassten Chancen und dem Versuch, herauszufinden, welches Leben das Original und welches die Kopie eines anderen ist.
Berlin Oranienplatz ist der erste Teil einer Trilogie, die mit Berlin Kleistpark und Berlin Karl-Marx-Platz fortgesetzt wird.
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel