"In unseren Kreisen, wissen Sie, wird selten jemand geschnappt."
Eines Tages steht die mittellose Ringerin Schmitz bei Biedermanns vor der Tür. Sie erzählt dem Ehepaar von ihrer schweren Kindheit. Die beiden sind so überrumpelt, dass sie ihr kurzerhand den Dachboden als Unterschlupf anbieten. Sie können sich nicht vorstellen, dass Schmitz etwas mit den brennenden Häusern zu tun hat, die seit neuestem die Stadt in größte Unruhe versetzen. Am darauffolgenden Tag steht erneut ein Bedürftiger auf der Matte und im Handumdrehen gibt es einen zweiten Mitbewohner. Die Biedermanns sind so erfreut über ihre eigene Wohltätigkeit, dass es sie auch nicht sonderlich stört, wenn die neuen Freund:innen Benzinfässer auf den Dachboden schleppen.
Max Frisch präsentiert dem Publikum auf humorvolle Weise eine Elite, zu gemütlich und wohlhabend, um einer repressiven Bedrohung etwas entgegenzusetzen. Zu schnell wird mensch mitschuldig, wenn die Augen vor der Wahrheit verschlossen bleiben.
1958 kam das Lehrstück ohne Lehre in Zürich zur Uraufführung. Frisch verzichtet auf einen konkreten Zeit- und Ortsbezug. Dadurch erhält das Drama eine Allgemeingültigkeit, die zu jeder Zeit wie ein Blitzlicht die Gesellschaft im Jetzt ablichtet.
Dominique Schnizer, bis 2021 Schauspieldirektor am Theater Osnabrück, gibt mit seiner Inszenierung von Biedermann und die Brandstifter sein Debüt am Schauspiel Hannover.