Was ist Cadavre Exquis?
Ersonnen von André Breton und den Surrealist*innen ist der Ablauf dieser Assoziationskette so einfach wie genial: Eine Person beginnt mit einem freien fotografischen Beitrag und gibt diesen an den*die nächste Teilnehmer*in einer vorher ausgelosten Reihenfolge weiter. Diese Person wiederum antwortet innerhalb von sieben Tagen darauf – so frei oder geschlossen, so formal oder inhaltlich wie es ihr beliebt – und schickt die Antwort an die nächste Person. Dies wiederholt sich 29 mal, so dass eine inhaltlich und ästhetisch verbundene Serie entsteht, von der jeder Künstlerin bis zur Vernissage allerdings nur das eigene Werk und die erhaltene Vorlage kennt.
Die Ausstellung Cadavre Exquis @ AFF Galerie ist ein einzigartiges Projekt, das die Zukunft der Kunst als kollektive Erfahrung begreift. Präsentiert von der gleichnamigen Künstler*innengruppe, zeigt die Ausstellung 29 Fotografien, die im Rahmen eines spiele- rischen Assoziationsprozesses entstanden sind. Jedes Bild reagiert auf das vorherige und knüpft ein ästhetisches Netz, das Poesie und Mechanik miteinander verbindet. Der kreative Dialog von 15 Künstler*innen aus Berlin und ganz Deutschland begann mit einer ersten Bildreihe, die im Oktober 2024 in Kooperation mit der Höpfner-Stiftung in Karlsruhe ausgestellt wurde.
Für die Berliner AFF Galerie – bekannt für künstlerische Dokumentarfotografie – wurde der Prozess erweitert und eine zweite Runde geschaffen, um die bestehende Reihe um 14 neue Arbeiten zu ergänzen. Das Konzept der Ausstellung ist ebenso radikal wie zugänglich: In einer kontinuierlichen Assoziationskette entstanden ist die Ausstellungen den Künstler*innen selbst unbekannt, bis sie am Eröffnungsabend performativ enthüllt wird. Das Publikum ist eingeladen, den kreativen Dialog mitzuerleben und die gesamtkunstwerkshafte Charakteristik des Projekts selbst zu reflektieren.
Die Ausstellung wird von einem anspruchsvollen Rahmenprogramm begleitet. Zum einen der Diskussionsabend ‹Das Unsichtbare zwischen den Bildern› zu dem unter anderem Bernd Lüke (Leiter der Abteilung Kommunikation und Medien des Technikmuseums Berlin), Carlotta Kittel (Filmeditorin und Mitglied der Deutschen Filmakademie) und Leila Raabe (Bildende Künstlerin Kunstvermittlerin und Dozentin) geladen sind. Zum anderen wird es unter dem Titel Walk and Talk an vier Terminen Führungen mit den teilnehmenden Künstler*innen geben.
Mit Cadavre Exquis @ AFF zeigt die Künstler*innengruppe, wie Kunst auf kollektive Weise inspirieren, verbinden und aktivieren kann – idealistisch, spielerisch und kompromisslos kreativ.