„The Internet will break my heart“, Chris Imler's jüngstes, am 28.02.2025 bei Fun in the church/ Moli Del Tro erscheinendes neues Album markiert künstlerisch die bisher steilste Etappe. Wir sehen einen Mann, dessen Gesamtwerk ein Spätwerk ist, auf schwindelerregender Höhe seines Games. Das Thema ist von lästiger Aktualität. Denn erst jetzt entfaltet das world wide web sein gesamtes enttäuschendes Potential. Alle Wunschträume von einer emanzipatorischen Wirkmacht der digitalen Multitude (wisst ihr noch, Negri/Hardt, haha) sind so restlos ausgeträumt, wie der arabische Frühling vom pränuklearen Winter verschluckt. Während sie in autoritären Staaten von oben gedeckelt werden, dienen Soziale Medien in der sogenannten freien Welt vor allem dem Lumpenkapital zur Zersetzung humanistischer Standards, den Resten der Linken zur selbstzerstörerischen Polarisierung.
Imler's Live shows sind bis zu einem gewissen Grad öffentliche Proben. Skizzen, die er auf seinen langen und zahlreichen Reisen auf seinem Laptop anfertigt, werden am selben Abend auf der Bühne ausprobiert, versehen mit ad hoc-zusammengeschusterten Texten und einer Schlagzeugarbeit, die er selbst als „schlampig-emotional“ bezeichnet. Seine Performance ist bewusst chaotisch, impulsiv, bei aller Kreuzberger Straßen-Toughness herzlich.