Das sagt der/die Veranstalter:in:

Der historische Cyrano de Bergerac lebte als Dandy, Duellist und Dichter, früher aufklärerischer Philosoph und Science-Fiction-Autor im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Berühmter als seine eigenen Werke machte ihn jedoch das Stück des neuromantischen Dramatikers Edmond Rostand von 1897, in dem die Hauptfigur seinen Namen trägt und wie das historische Vorbild als dichtender Musketier bei den Gascogner Kadetten dient. Die wahrscheinlich zweitberühmteste Nase der Weltliteratur nach der Pinocchios scheint hingegen eine Erfindung des Autors zu sein, genauso wie das fatale Dreiecksverhältnis, das die Handlung des Stücks bestimmt: Cyrano liebt Roxane, traut sich seiner Hässlichkeit wegen aber nicht, der Angebeteten seine Leidenschaft zu gestehen. Stattdessen wird er Ghostwriter seines Regimentskollegen Christian de Neuvillette, den Roxane seines schönen Äußeren wegen liebt, der aber eben keine schönen Briefe schreiben kann. Und so entspinnt sich eine virtuelle Fernbeziehung, die in Wirklichkeit eine Ménage-à-trois ist.

Der italienische Regisseur Antonio Latella und sein Co-Autor und Dramaturg Federico Bellini nehmen sich nach den «Drei Musketieren», die weiter über die Bühnen des Residenztheaters galoppieren, des zweiten großen Klassikers über ruhmreiche Fechter an. Sie machen Rostands Stück zum Ausgangspunkt einer Recherche über das Wesen des Theaters und der Liebe, in der statt der über fünfzig Figuren der Vorlage nur zwei Darsteller auf der Bühne stehen. Die beiden Männer müssen die Geschichte nun ohne das Objekt ihrer Begierde erzählen und haben somit auch keine Muse, die ihre Verse befeuern könnte.

«Alles spielt sich in einem Theater ab – wie die erste Szene bei Rostand – und darüber wird auch durchaus ironisch diskutiert: Wo gibt es in dieser Gesellschaft einen Raum, um frei zu agieren und man selbst zu sein – ob nun mit oder ohne Nase? Es geht um die Beziehung von Kunst und Macht und die Unmöglichkeit, die wahre Liebe zu finden. Es gibt hier nur eine Liebe, die aus Worten besteht. Das Wort aber ist ein Spielzeug der List und hat mit Wahrheit wenig zu tun. Cyrano macht die Bühne zu einem politischen Handlungsraum und zum Schauplatz eines Kampfs, in dem Worte als Waffen gebraucht werden. Denn im Freiraum der Bühne sind verbale Angriffe und Schmähtiraden gegen alles und jede*n erlaubt, ob sie sich nun reimen oder nicht.» Federico Bellini

Location

Marstall Marstallplatz 4 80539 München

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