“Da gelangte die Kunde nach Köln” - dass christliche Kämpfer sich zum gewaltsamen Vorgehen (auch) gegen die Kölner Juden verabredet hatten. Das war 1096, bald tausend Jahre vor unserer Zeit. Die Notiz in den hebräischen Berichten zu den Kreuzzugsverfolgungen zeigt, dass die Kölner Juden nicht mit solch einem Gewaltausbruch gerechnet hatten. Sie vertrauten darauf, unbeschadet in der christlichen Umgebung leben zu können. Auch nach dieser Urkatastrophe hatten sie auf den Schutz von Stadtherren und Bürgern gezählt, selbst nach den Verfolgungen der Pestzeit 1349, von der Wiederaufnahme 1372 bis zu ihrer Vertreibung aus der Stadt 1424.
Der Vortrag befasst sich mit den jahrhundertelangen Wechselfällen des Zusammenlebens, Erlebens und Überlebens. Er verbleibt aber nicht bei der Schilderung ferner Ereignisse, sondern fragt, gerade angesichts der Zeitumstände, nach heutigen Blicken darauf und will das historische Wissen für die Gegenwartsdeutung fruchtbar machen.
Israel J. Yuval ist Professor emeritus an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er ist Historiker und arbeitet zu Juden und Judentum in der Spätantike und im Mittelalter. Seine Hauptforschungsgebiete sind das aschkenasische Judentum im Mittelalter und die Beziehungen zwischen Juden und Christen von der Spätantike bis zum Ende des Mittelalters. Yuval erhielt 2016 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 2019 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 2021 den Mount Zion Award.
Begrüßung: PD Dr. Thomas Otten, MiQua
Einführung: Professor Dr. Johannes Heil, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Eine Veranstaltung von MiQua und der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen an: miqua@lvr.de
Veranstaltungsort: Festsaal im Belgischen Haus, Cäcilienstraße 46, 50667 Köln
Der öffentliche Abendvortrag findet im Rahmen der internationalen Tagung "Up ewige tzyden" anlässlich der Ausweisung der Juden aus Köln 1424 vom 3.-5.11.2024 in Köln statt. Die Tagung wird veranstaltet von MiQua in Kooperation mit dem Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums, Hochschule für jüdische Studien Heidelberg.