Das kunstseidene Mädchen — nach dem Roman von Irmgard Keun — Monolog mit Pauline Kästner — Premiere am 14. Januar 2023 — Schauspielhaus, Foyer — Schauspiel
Irmgard Keuns »Das kunstseidene Mädchen« gehört zu den erfolgreichsten Romanen der Weimarer Republik und wird bis heute begeistert gelesen.
1931. Mit einem gestohlenen Pelzmantel im Gepäck flieht die 18-jährige Stenotypistin Doris vor den Zudringlichkeiten ihres Chefs aus der Provinz in die Großstadt Berlin. In einer Zeit, in der das Geld knapp ist und die Zukunft düster erscheint, träumt sie von einem Leben als Filmstar. Doris will ein Glanz sein. »Mit weißem Auto und Badewasser, das nach Parfüm riecht, und alles wie Paris.« Ihre Erlebnisse zwischen Glamour und Gosse schreibt sie auf, nicht in einem Tagebuch, sondern in einer Art Drehbuch, in einer atemlosen Sprache voller Klugheit, Poesie und Witz. Filmschnittartig springt sie von Ort zu Ort und von Mann zu Mann: von einem Mädchenhändler zu einem national gesinnten Großindustriellen zu Herrn Brenner, der im Krieg blind geschossen wurde und dem Doris nun das nächtliche Berlin beschreibt. Als sie einen Wohlhabenden kennenlernt, glaubt sie für einen kurzen Moment, am Ziel zu sein. Doch dann kommt die Ehefrau zurück, und Doris zieht weiter. In der Silvesternacht wird sie von Ernst angesprochen, mit einer Stimme wie dunkelgrünes Moos. Zunächst findet sie ihn eklig, dann will sie nicht mehr weg – und schreibt ihm doch einen Abschiedsbrief. Denn alle Rollen, die diese Welt für sie vorgesehen hat, sind letzten Endes nichts: Hure, Ehefrau, Glanz. Und so bleibt Doris bis zum Schluss eine Unbehauste und wird kein Glanz, denkt sich aber: »Vielleicht geh ich in eine schicke dunkle Bar – und tanze und trinke und tanze – ich hab so Lust.</