Koch-Shows auf allen TV-Sendern, Kochbücher als Bestseller, Gourmet Festivals und Street-Food-Märkte, unzählige Essensfotos in den sozialen Netzwerken und ein wachsendes Bewusstsein für eine gesunde und nachhaltige Ernährung – Essen spielt in unserer Gesellschaft eine immer bedeutendere Rolle und prägt viele unserer alltäglichen Lebensbereiche. Essen ist heute nicht mehr nur ein Grundbedürfnis, sondern ein kulturelles Phänomen und politisches Statement.
Diese gesellschaftliche Entwicklung ist der Ausganspunkt für die Ausstellung Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche. Anhand von 23 künstlerischen Positionen wird die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Grenzbereich zwischen Kunst und Küche vorgestellt. Präsentiert wird eine breite Vielfalt an Aspekten: Angefangen von der Ebene der ästhetischen Reflexion über die der sinnlichen Erfahrung bis hin zum Feld der politischen Problemstellungen.
Darstellungen von Nahrungsmitteln reichen weit zurück. Bereits in der Antike waren sie sehr beliebt, wie zahlreiche überlieferte Wandmalereien in ägyptischen Gräbern und römischen Villen belegen. Ihren Höhepunkt erlebten sie in den Stillleben der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Saftige Früchte, pralles Gemüse und üppige, zum Verzehr angerichtete Speisen dienten dabei nicht nur dem Augenschmaus, sondern symbolisierten im metaphorischen Sinn Körperlichkeit und Leben, Vergänglichkeit und Tod.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in der bildenden Kunst zu dem Einsatz von realen Lebensmitteln. Es waren die italienischen Futuristen, die in den 1930er-Jahren auf die Idee kamen, Nahrungsmittel als künstlerisches Material zu verwenden und die Zubereitung von Essen zur Kunstaktion zu erklären. In den 1960er-Jahren waren es Künstler:innen wie Daniel Spoerri, Piero Manzoni, Dieter Roth, Joseph Beuys und Gordon Matta-Clark, die sich unabhängig voneinander mit dem kulturellen Stellenwert des Essens und Kochens, den grundlegenden Prinzipien der Ernährung und dem Essen als existenziellem Akt befassten.
Der künstlerische Umgang mit Nahrung knüpft an eine elementare Schnittstelle von Kunst und Leben an: Die Realität des täglichen Lebens wird in die Kunst integriert, ein inhaltlicher Bezug zu den fundamentalen Dingen des Alltagslebens hergestellt. Auch stellen sich im Zusammenhang mit Essen existenzielle Grundfragen oft eindringlicher als bei anderen Themen. Dieses Thema ist somit für zeitgenössische Künstler:innen weiterhin höchst relevant.