Fred Uhlmans Roman „Der wiedergefundene Freund“ steht prototypisch für eine Generation junger Intellektueller um 1930, die in Hölderlins Dichtung ihr höchstes Ideal sahen. Gleichzeitig stellt er im Gleichnis einer Jugendfreundschaft den Verrat dieses tiefen Ideals dar. Der junge Aristokrat Konrad verrät seinen jüdischen Freund Hans, weil er sich nicht gegen seine pro-nationalsozialistische Familie stellen will. Das hehre Ideal zerbricht an der kompromittierenden Anpassung an die herrschenden Verhältnisse. Der im Roman geschilderte Verrat wird zum Gleichnis für das Scheitern des gesamten deutschen Bildungsbürgertums angesichts der nationalsozialistischen Barbarei. Wie ein Pas de Deux liest sich die ebenso innige wie tragische Freundschaft der beiden Jugendlichen, welcher wir durch die Choreographie zweier Tänzer, zweier Schauspieler*innen und einem Musiker in der Stadtbibliothek Stuttgart auch visuell Ausdruck geben. In der Realität des Ortes auftauchend und sich mit ihr verbindend, steigert der Tanz die Erfahrung des Textes zu einem Gesamterlebnis und transportiert ihn in unsere heutige Zeit. Denn heute wie damals stellt sich die Frage: Was kann Kultur? Welche politischen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Bildung und Kultur ein Schutzschild gegen Barbarei sind und Hölderlins Hoffnung sich erfüllt, die er in seiner Ode „An die Deutschen“ in die Frage kleidete: „Leben die Bücher bald?“
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ermäßigt: € 16,00 / normal: € 29,50