Die Olympischen Spiele haben eine weitreichende Geschichte, die mit Stars, Rekorden und Medaillen in Verbindung gebracht wird. Allerdings ist aus deutscher Perspektive fast vergessen, dass für die Spiele 1964 in Tokio trotz einer gemeinsamen deutschen Mannschaft die deutsche Teilung durchaus präsent war. Bereits 1956 und 1960 mussten die Deutschen in Ost und West unter Zwang des IOC ein gemeinsames Team bilden. IOC-Präsident Avery Brundage hatte die Vision, dass mit der Kraft des Sports politische Grenzen überwunden werden könnten. Doch mit dem Mauerbau 1961 wurde die bisherige olympische Praxis durch die Realität des Kalten Krieges eingeholt. Der Sport wurde zu einem Spielball der Politik. Es wurde gestritten über Fahnen, Trikots und Hymnen, allein die Zusammenstellung der Olympiamannschaft wurde zu einem Politikum. Es gibt ein Hauen und Stechen, um jeden Platz, um jeden Wettkampf. Dabei ging es um den prestigeträchtigen Posten des Mannschaftsleiters, des sogenannten Chefs de Mission. Wer nach den Ausscheidungen die Mehrzahl der Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer im Team hatte, durfte dieses Amt bekleiden. Selbst in Tokio nimmt das Gegeneinander nicht ab. Die Querelen zwischen Ost und West werden mit in die Olympiastadt genommen. Der Riss geht quer durch die gesamtdeutsche Mannschaft. Die politische Teilung wird nun auch im olympischen Sport mehr als sichtbar. Die Veranstaltung möchte anhand des Dokumentarfilms „Die kalten Ringe“ mit anschließender Gesprächsrunde an die geteilte olympische Sportgeschichte aus der Phase des Kalten Krieges erinnern. Eingeladen sind der Filmemacher Thomas Grimm (Zeitzeugen-TV),der Hamburger Olympiateilnehmer von 1964 Tim Gerresheim (Bundesrepublik, Fechten) und Birgit Radochla (DDR, Silbermedaille im Gerätturnen). Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte).
• Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann