Die Orestie. Nach dem Krieg — nach Aischylos in einer Bearbeitung von Tamara Trunova und Stas Zhyrkov aus dem Ukrainischen von Sebastian Anton — Premiere am 23. März 2024 — Schauspielhaus, Großes Haus — Schauspiel
Wir schreiben das Jahr 2033. Zur Eröffnung eines internationalen Gerichtshofs auf der Krim wird ein Fall verhandelt, der Grundfragen der menschlichen Existenz berührt und den Übergang vom Krieg zu einer friedlichen Gesellschaftsordnung markiert. Nachdem Orest Horets seine Mutter Kateryna Horets und deren Liebhaber Pawlo Dawydow brutal ermordet hat, wird ihm der Prozess gemacht. Der Angeklagte, der von den Rachegeistern seiner Mutter verfolgt und vor Gericht von seiner Schwester Elektra verteidigt wird, streitet die Tat nicht ab. Sein Motiv ist Rache für den Tod des Vaters – ein ukrainischer Kriegsheld, der von seiner russophilen Frau und deren Liebhaber in eine Falle gelockt und erdolcht worden war.
Die Geschichte ist mehr als eine private Familientragödie. Wie ein Staat und eine Gesellschaft angesichts von Krieg, Leid, Verrat und innerfamiliären Zerreißproben in eine unsichere Zukunft blicken, ist das zentrale Thema des Stücks. Damit verweist der Text der ukrainischen Autorin und Regisseurin Tamara Trunova auf seinen Ursprung: die »Orestie« von Aischylos. In ihrer Bearbeitung für das Düsseldorfer Schauspielhaus verwebt Trunova Textpassagen aus der einzigen fast vollständig erhaltenen Tragödientrilogie des antiken griechischen Theaters mit einer Handlung, die in der Zukunft spielt. Nach dem Krieg.
Regie führt der ukrainische Theatermacher Stas Zhyrkov, der am D’haus bereits die »Odyssee« mit Menschen aus der Ukraine und aus Düsseldorf inszenierte. In seiner neuen Arbeit werden neben Schauspieler:innen des Ensembles auch die ukrainische Schauspielerin Vitalina Bibliv (u. a. Golden Gate Theatre Kyiv) sowie Ukrainerinnen mitwirken, die heute in Düsseldorf leben. Mit Blick auf den Stoff bemerkt Zhyrkov: »In der ›Orestie‹ von Aischylos müssen die Menschen nach der Barbarei ein neues System für ihr Zusammenleben erschaffen. Sie wissen erst mal nicht, wie dies gelingen kann. Und wir wissen es heute auch nicht. Wird es ein Kriegsverbrechertribunal, wird es Gerechtigkeit geben? Was wird aus den besetzten Gebieten? Wie gehen wir mit Menschen um, die kollaboriert haben? Welchen Weg gibt es aus der Korruption? Wie können wir Teil der europäischen Gemeinschaft sein? Und wie können wir neben Russland weiterleben? Denn eines ist klar: Russland wird nicht verschwinden. Die Welt sollte sich nicht nur über die Ukraine Gedanken machen, sondern auch über Russland und Belarus. Wie sieht die Zukunft der Menschen dort aus?«
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