HipHop
DISSY ist genau das, was geschulte Feuilletonjournalisten einen »kompletten Künstler« nennen. Seine Identität definiert sich nicht allein aus dem Aneinanderreihen sauber formulierter Zeilen auf Beats. DISSY ist ein Kosmos, ein vollständiges ästhetisches System. Bei flüchtiger Betrachtung mag er unnahbar und im Anbetracht seiner Wandlungsfähigkeit irreal wirken: Dieser Typ mit dem durchdringenden Blick, der so beeindruckend unbeeindruckt ist von den gängigen popkulturellen Multiplikatoren.
DISSY sticht durch seine direkte Melancholie und seinen verklausuliert-verspielten Schwermut haushoch aus der breiten Masse an zeitgenössischen Urban-Künstlern heraus. Bei genauerer Betrachtung eröffnet sich die klare Vision, an der er – so sehr er sich über die Jahre weiterentwickelt hat – konsequent festgehalten hat. DISSY liebt das Spiel zwischen Harmonie und Chaos, in den Sound-Bildern sowie in der visuellen Umsetzung seiner Tracks. Unverschämt unverblümt. Uneindeutig aufrichtig. Offenherzig empfindungslos. Obwohl oder gerade weil sein Output zu komplex für das Nachmittagsprogramm verstaubter Radioanstalten ist, ist DISSY das ehrliche Spiegelbild einer missverstanden, einer orientierungslosen Generation.