EINE ANRUFUNG
von Simone Scharbert
In einer Fassung von Johanna Rummeny und Antonia Ortmanns
Alice James: Schwester großer Intellektueller, seltsam, krank. Diagnose: »Hysterie«. Behandlung: strikte Bettruhe. So und so ähnlich wird Alice zu Lebzeiten beschrieben, denn das 19. Jahrhundert ist noch nicht vorbei, und die Zeit bietet kaum andere Kategorien an, um diese eigensinnige Frau zu begreifen.
Alice James: Autorin? Vorreiterin der Frauenbildung? Ikone des frühen Feminismus? Unter anderen Umständen hätten diese Beschreibungen wohl überwiegen können. Denn innerhalb des eng gesteckten Rahmens, der ihr bleibt, lotet Alice die eigenen Handlungsmöglichkeiten aus. Sie widersetzt sich den Erwartungen, die die Gesellschaft und ihre Familie an sie und ihr Frausein stellen. Und schreibt sich in Form von Briefen und Tagebüchern in die Geschichte ein, die Einblicke in ihr Denken zulassen und uns die Sicht auf eine erstaunliche Person eröffnen.
Die junge Regisseurin Antonia Ortmanns bringt Simone Scharberts poetische Anrufung an Alice James in einem intimen Setting auf die Bühne und begibt sich gemeinsam mit ihrem Team auf die Suche nach weiblicher Widerständigkeit und Solidarität. Ein Versuch der Annäherung an ein vergangenes Leben und das Aufbegehren gegen damalige wie heutige Strukturen.
Mit Stimmen von Yuri Englert und Familie sowie Ines Marie Westernströer.
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In DU, ALICE werden die Themen psychische und körperliche Krankheit, Tod, Suizid und der Verlust nahestehender Personen angesprochen. Diese Themen werden sprachlich verhandelt, aber nicht körperlich-bildlich dargestellt.