Effi, die noch keinen Mann kennengelernt hat außer ihrem schweigsamen Papa, wird in jungen Jahren verheiratet und langweilt sich in ihrer Ehe, langweilt sich in der pommerschen Provinz, langweilt sich in ihrem Dasein als Frau im Deutschen Kaiserreich. Eine Affäre schafft für eine Weile Ablenkung und Linderung, aber als Effis Gatte Jahre später die alten Liebesbriefe findet, muss sie sich doch einreihen in die Riege »gefallener Frauen« von Anna Karenina bis Madame Bovary.
Fontanes Gesellschaftsroman von 1895 dürfe laut Thomas Mann in keiner Bibliothek fehlen und wird gerne als Vorläufer der »Buddenbrooks« bezeichnet. In seiner Theaterfassung verzichtet der österreichische Autor Moritz Franz Beichl jedoch auf poetischen Realismus und Fontanes Symbolismus (Sonnenuhr! Schaukel! Schlittenfahrt!) und konzentriert sich auf die Kernfiguren der Erzählung. Im Zentrum stehen Effis Jugendlichkeit, ihre Fantasie und ihr Witz – positive Eigenschaften einer nicht länger passiven Figur, die in ein immer enger geschnürtes Korsett gesellschaftlicher Erwartungen gezwängt wird. Denn Beichl folgt durchaus der Romanhandlung und Fontanes Kritik an starren Normen in einer überkommenen Gesellschaftsordnung, aber er schreibt diese fort ins Heute. »Wer braucht schon Fontane, wenn man Effi hat?«, fragt der Autor provokativ und verpasst der Geschichte einen neuen komödiantischen Anstrich, der seiner Titelheldin würdig ist.