Kleines Haus
nach Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Rahel Hofbauer
Emilia sei schön, Emilia sei tugendhaft, Emilia sei „Jungfrau“. Der Prinz begehrt sie, sein Kammerherr vermittelt den Mord an ihrem Bräutigam und ihr Vater ersticht sie aus Angst um ihre Tugend. Die Titelfigur selbst bleibt über den Dramenverlauf nur Projektionsfläche und Gegenstand männlicher Besitzansprüche. Dieses bürgerliche Trauerspiel aus dem 18. Jahrhundert zählt zu den Schlüsselwerken der Aufklärung und ist bis heute fester Bestandteil des deutschsprachigen Literaturkanons, nun Abiturstoff in Bremen. Doch wie lesen und erzählen wir heute Geschichten, die durch patriarchale Strukturen geprägt sind? Rahel Hofbauer schärft in ihrem Regiedebüt den Blick auf Herrschaft, Macht und Männlichkeiten. Wie lässt sich durch die Fokussierung auf die handlungstragenden Rollen die Titelfigur als Leerstelle entlarven? Wie kann diese Leerstelle nutzbar gemacht werden, um Raum zu schaffen für neue Lesarten und Perspektiven?