„Was für ein Glück“ ist nicht nur der Name ihres im Januar 2024 erschienenen Debütalbums, sondern auch die einzig adäquate Reaktion auf die Ankündigung der Tour Live 2025 von Endless Wellness. Vier österreichische Freundinnen und Freunde, alle aus verschiedenen Ecken der Musik zugewandt, die angefangen haben, deutschsprachige Indiemusik mit zugleich unterhaltsamen wie gesellschaftskritischen Texten zu veröffentlichen. Musikalisch klingen Philipp (Gesang, Rhythmus-Gitarre), Milena (Bass, Gesang), Adele (Lead Gitarre) und Hjörtur (Keys) nach Big Thief, den folkigen Tracks von Arcade Fire oder Neutral Milk Hotel. Und streuen immer noch eine gehörige Portion Selbstironie in ihre zugleich intimen wie konfrontativen Texte, die sich mit mentaler Gesundheit, Alltäglichkeit und Gesellschaft auseinandersetzen.
Da ist eine schrammelnde Westerngitarre zu hören, die übersteuert. Eine Orgel bietet Fläche, manchmal legt sich auch ein düsterer Synthesizer dazu. Es könnte „Fuzz-Folk“ genannt oder schlicht dem allumfassenden Indie zugeordnet werden; sie könnten als die „Big Thief, nur auf deutsch“, die „frühen Tocotronic, aber später“ oder als „Isolation Berlin aus Wien“ bezeichnet werden – aber ganz so einfach ist das mit dem Vergleichen nicht. Die obskur-poetischen, deutschsprachigen Texte sind eine laute Konfrontation mit Depression und schlagen immer die Brücke zur Gesellschaft, vom Mikro- zum Makrokosmos. Es sind alternative Liebeslieder, für eine Achtsamkeit, für eine Zuversicht, für: Endless Wellness.
Philipp, Adele, Hjörtur und Milena sind seit 13 Jahren befreundet. Schon im Teenageralter spielten sie in ihrem damaligen Zuhause Salzburg gemeinsam in Bands. Somit war der amtliche Start dieses Projekts quasi nur eine Frage der Zeit: Nach einem Jahrzehnt finden sich die Vier, nun alle zeitgleich in Wien wohnend, als Band zueinander. Auch wenn Endless Wellness erst seit 2021 besteht, basiert das musikalische Miteinander auf ihrer engen freundschaftlichen Beziehung; ein Fundament, auf dem eine Verletzlichkeit im Kreativprozess aufkommen kann, wie es nur mit der Sicherheit tiefer, zwischenmenschlicher Verbindung möglich ist.
Diese Sicherheit, dieses Miteinander, ist weit über den Band-Kontext hinaus spürbar – so haben sich Endless Wellness, ohne nur einen Song veröffentlicht zu haben, schon eine ihnen eng verbundene Fangemeinschaft erspielt, die sogleich alle Tickets für ihre Konzerte im Chelsea und Rhiz am Wiener Gürtel aufkauften. Kein Wunder: Wenn die Band auf der Bühne steht, will mensch am liebsten auch rauf und mitmachen, Spaß haben. Ihre Lieder sind ein Versuch, das Gefühl kollektiver Erschöpfung umzuleiten in ein gemeinsames, lautes Aufbegehren – gegen ein dysfunktionales System, das durchwachsen ist von gescheiterter Klimapolitik und einem erneut erstarkenden Faschismus. Es sind Lieder zum alleine Hören oder zum gemeinsamen Tanzen, das Gewicht von den Schultern schüttelnd. Es ist eine ambivalente Spannung, die zwischen der drängenden Musik und den Texten über existenzielle Ängste schwebt. Damit schaffen es Endless Wellness, unsere Zeit und ihre Geister einzufangen und in melancholische, aber tröstende Wärme umzuwandeln. Das darf mit Humor passieren, mit Harmonien und auf jeden Fall mit Verzerrung.