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Ernst Jünger (1895–1998), Strahlungen II, und Stephen Spender (1909–1995), Deutschland in Ruinen. Doppelporträts und exemplarische Texte

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Ernst Jünger nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wurde Infanterieoffizier und erhielt die höchste Tapferkeitsauszeichnung des deutschen Kaiserreichs. Seine Beschreibung des Grabenkrieges an der Westfront unter dem Titel »In Stahlgewittern«, zuerst 1920 erschienen, markierte den Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit. 1923 aus der Reichswehr ausgeschieden, lebte Jünger seit 1925 als freier Schriftsteller. Er profilierte sich zu einem Hauptvertreter der anti-demokratischen »Konservativen Revolution«. Nach 1933 vom NS-Regime umworben, blieb Jünger gleichwohl auf Distanz. Seit 1939 war Jünger wieder Soldat, er diente seit 1940 als deutscher Besatzungsoffizier in Frankreich, die meiste Zeit in Paris, wo er auch Zugang zu französischen Intellektuellenkreisen fand. Mit den Vertretern der deutschen Militäropposition in der Pariser Besatzungsverwaltung stand er in Beziehung, ohne in deren Vorhaben unmittelbar einbezogen zu werden. Nach der Befreiung von Paris durch alliierte Streitkräfte im Sommer 1944 kehrte Jünger an seinen privaten Wohnsitz bei Hannover zurück, wo er dann den Einmarsch der britischen Truppen erlebte. Er setzte seine Tagebuchaufzeichnungen fort, die 1949 unter dem Titel »Strahlungen« publiziert wurden.

Der in London geborene Stephen Spender brach sein Studium in Oxford zugunsten seiner frühzeitig aufgenommenen dichterischen Tätigkeit ab. Zusammen mit dem befreundeten W. H. Auden (1907– 1983) wurde er einer der führenden Vertreter der jungen englischsprachigen Dichtergeneration. Zeitweilig gehörte er der britischen kommunistischen Partei an, von der er sich später wieder deutlich distanzierte. Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre hielt sich Spender mehrfach für längere Zeit in Deutschland auf. Seine Deutschkenntnisse waren so gut, dass er als Übersetzer von Friedrich Schiller (1759–1805), Georg Büchner (1813–1837), Rainer Maria Rilke (1875–1926) und anderen deutschen Dichtern wirken konnte. Im Juni 1945 kehrte er im Auftrag der »Alliierten Kontrollkommission« nach Deutschland zurück und verfasste einen eindrücklichen Bericht über seine Wiederbegegnung mit dem völlig veränderten Land. Er traf auch Ernst Jünger und schrieb darüber, während umgekehrt Jünger Spender in der veröffentlichten Fassung seiner Tagebücher nicht namentlich nennt.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »80 Jahre Kriegsende in Europa«

UNGLEICHE WORTE. Sieger und Besiegte, Befreier und Befreite in Deutschland 1945 – Doppelporträts und exemplarische Texte

Mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder

Als in den ersten Monaten des Jahres 1945 die Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition, angeführt von den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Sowjetunion, das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches vollständig eroberten, die deutsche Wehrmacht endgültig besiegten und das verbrecherische NS-Regime zerschlugen, trafen ihre Soldaten und Kriegskorrespondenten auf Angehörige einer Nation auf dem politischen und moralischen Tiefpunkt ihrer gesamten Geschichte. Umgekehrt sahen sich die Deutschen mit den Siegern und Befreiern konfrontiert, die ihnen nach zwölf Jahren Diktatur und weitgehender Isolation zumeist fremd erschienen. Von beiden Seiten wurden erste Eindrücke festgehalten, deren ungefilterte Direktheit bis heute eindrucksvoll ist. Sie zeigen zudem, dass der folgende Weg der »Westintegration« immerhin eines Teils Deutschlands, der mit maßgeblicher Hilfe der USA eingeschlagen wurde und der den Weg zu Demokratie und Selbstbestimmung eröffnete, weder selbstverständlich noch einfach war.

Die Reihe stellt jeweils zwei Personen vor, die sich mittelbar, seltener unmittelbar begegneten und die Erfahrungen der vermeintlichen »Stunde Null« festhielten.

Location

Gerhart Hauptmann Haus Bismarckstraße 90 40210 Düsseldorf

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