Anlässlich des 50. Jubiläums der Skandal-Ausstellung „happening & fluxus“ im Kölnischen Kunstverein erinnert „Köln im Film“ an die Zeit, in der Köln zur Kunstmetropole wurde.
„Ich finde, das ist ein ganz großer, alberner Quatsch“, echauffiert sich eine junge Besucherin über das „5-Tage-Rennen“, das anlässlich des 2. Kölner Kunstmarktes 1968 mit Wolf Vostell und der Gruppe Labor e.V. zur Erforschung akustischer und visueller Ereignisse in der Tiefgarage der Kölner Kunsthalle statt fand, in einer WDR-Reportage.
Kaum zwei Jahre später löste die Ausstellung „happening & fluxus“ (06.11.1970 –06.01.1971) im Kölnischen Kunstverein, an der neben Vostell auch Joseph Beuys, die Wiener Aktionisten Otto Mühl und Hermann Nitsch, Nam June Paik oder Carolee Schneemann beteiligt waren, einen Skandal aus. Dabei neigte sich die Hochzeit der Fluxus-Bewegung, die als eine der radikalsten und experimentellsten Kunstbewegungen der sechziger Jahre galt, zu diesem Zeitpunkt bereits ihrem Ende zu. Die Kölner Bevölkerung reagierte 1970 dennoch mit Unverständnis, die Presse spöttelte, Kontroversen mit den Behörden eskalierten in der vorübergehenden Schließung und brachten Köln damals den Titel „deutsche Hauptstadt der (Kunst-)Zensur“ ein. Diese Entwicklungen ebneten der Kunstszene Köln allerdings erst den Weg, um sich neben Konkurrenten wie Düsseldorf, Wuppertal oder Krefeld zu behaupten und schließlich selbst zur Kunstmetropole zu werden.
Gemeinsam mit dem Filmclub 813, in Kooperation mit dem Museum Ludwig und dem Kölnischen Kunstverein erinnert Köln im Film an zwei Abenden (09.&10. Dezember 2021) mit einem vielseitigen Filmprogramm an Fluxus und Happening in Köln. Zeitgenössische Fernsehberichte zur Ausstellungseröffnung und WDR-Reportagen bilden Umbrüche in Kunst und Gesellschaft im Köln der 1960er und 1970er Jahre ab. Passend dazu bieten die „Fluxfilm Anthology“ von George Maciunas und der biografische Dokumentarfilm „George, the story of George Maciunas & Fluxus“ (2018) von Jeffrey Perkins in deutscher Erstaufführung Einblicke in das Leben des Mitbegründers der Avantgarde-Kunstbewegung und in die Geschichte von Fluxus insgesamt.
Begleitend zu den Filmprogrammen setzen sich Birgit Hein (Filmwissenschaftlerin und Filmemacherin) und Wulf Herzogenrath (Kunsthistoriker und Kurator) mit der Happening- und Fluxus-Bewegung auseinander und bieten als Zeitzeug*innen kenntnisreiche Einblicke.
Programm am 9.12.:
6. November 1970, Tag der Eröffnung der Ausstellung „happening & fluxus“ im Kölnischen Kunstverein. Spöttisch zieht der Bericht Bilanz und hinterfragt Sinn und Sinnhaftigkeit der Environments und Aktionen der dort ausstellenden Happening und Fluxus Künstler*innen.
Das experimentell anmutende TV-Porträt zeigt den Kölner Künstler Wolf Vostell bei der Arbeit, u.a. beim 5-Tage-Rennen mit der Gruppe Labor e.V. zur Erforschung akustischer und visueller Ereignisse in der Tiefgarage der Kölner Kunsthalle. Vostell und weitere Happening Künstler kommen zu Wort und interpretieren eigene Aktionen.
Auswahl von experimentellen Filmen mit einer Länge von 5 Sekunden bis zu 11 Minuten der „Original Fluxfilm Anthology“ von George Maciunas. U.a. mit: „Eye Blink“ (1966) und „Four“ (1967) von Yoko Ono, „Artype“ (1966) von George Maciunas, „Disappearing Music for Face“ (1966) von Chieko Shiomi.
Teil 2 des Filmprgramms zu „happening & fluxus“ findet am 10.12. um 19:30 Uhr im Kino 813 in der BRÜCKE statt. Weitere Infos finden Sie auf unserer Website oder direkt hier im Programmflyer.