Drei Jahre ist es her, seitdem Future Prawn mit ihrem Debüt die sträflich unterbespielte Bühne des Garage Glamrocks betreten haben: Ein Album wie ein zufällig in einem Hinterhof entdeckter Club, in dem sich Slacker und Punker genauso tummeln wie Psychedelic-Nerds und Glam-Fans.
Nun gibt es die nächste Vorstellung: Mit „Liebeskummer und Reis“ hat Bandleader und Multiinstrumentalist Martin Mann erneut ein Album vorgelegt, das mit charmanter Leichtigkeit den Sweet Spot zwischen Westcoast-Songwritertum à la Ty Segall und flamboyantem Pop à la Lemon Tigs trifft.
Dabei gelingt es dem Album, gleichzeitig reifer und verspielter zu sein, als sein Vorgänger: Der Sound ist bunter geworden, Mann und seine Band lassen akustische Tagträume in epische Fuzz-Riffs münden, verkuppeln Mellotrons mit Marc Bolan und Synthesizer-Loops mit Softrock-Schwelgereien. Auch leise und zarte Töne bekommen mehr Luft zum Atmen.
Das Songwriting hat eine deutlich persönlichere Note bekommen: Mann stellt lakonische Beobachtungen über schlaflose Nächte am Küchentisch an („Liebeskummer und Reis“), schwenkt über zu nostalgischen Kindheitserinnerungen („Alte Tassen“) und verarbeitet im wehmütigen „Wir kleben“ die Entfremdungen innerhalb seiner eigenen Familie während der Corona-Pandemie.
Während die Songs der ersten Platte noch auf Englisch waren, sind sie nun komplett auf Deutsch, was Manns Selbstfindungsprozess zu einer eigenen musikalischen Sprache widerspiegelt: „Ich habe gemerkt, dass ich mich wesentlich wohler damit fühle, auf Deutsch zu texten“, sagt Mann. „Außerdem habe ich den Anspruch, dass jede Platte etwas Neues mitbringen sollte. Ich wollte mich nicht wiederholen.“
Auf „Liebeskummer und Reis“ präsentieren sich Future Prawn als gereifte Band, die ihre Stärken auch mit der neu gefundenen Gangart gekonnt auszuspielen weiß und ihrem Sound überraschende neue Facetten hinzufügen konnte. Ein Album, das berührt, wärmt, verwirrt und beglückt – und schlicht und ergreifend ziemlich viel Spaß macht.
Text: Erik Wenk
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