Es war eine Errungenschaft des Liberalismus, die individuelle Freiheit gegen die staatliche Macht zu verteidigen. Der Totalitarismus zeugt eindrücklich von der Gefahr, die von dieser Macht ausgeht. Doch ist die individuelle Freiheit vom Egoismus nicht weit entfernt: Autobahnraser und Vielflieger demonstrieren diese Nähe und werfen die Frage auf, ob die kollektive Freiheit – die Freiheit aller – nicht weit wichtiger ist als die Freiheit des Einzelnen. In jüngster Zeit hat vor allem die Coronakrise beide Freiheitsbegriffe gegeneinander in Stellung gebracht.
In ihrem für den Leipziger Buchpreis nominierten Werk Gekränkte Freiheit beziehen Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger Position für die kollektive Freiheit und kritisieren unter anderem entschiedene Gegner der Coronamaßnahmen als Anhänger eines »libertären Autoritarismus«. Haben sie recht?
Mod.: Svenja Flaßpöhler