Gert und Uwe Tobias (geb. 1973) gehören zu den bekanntesten Druckgrafikern ihrer Generation. In der Vergangenheit hat das Künstlerduo nicht nur die Technik des Holzschnittes aktualisiert, sondern darüber hinaus ein facettenreiches und vielschichtiges Werk geschaffen, das neben den Holzschnitten auch Collagen, Zeichnungen, Skulpturen, Wandmalereien sowie Installationen umfasst.
Die von Gert und Uwe Tobias in gemeinsamer Autorschaft geschaffenen Werke entstehen im Spannungsfeld zwischen kulturellem Gedächtnis und individueller Fantasie. So speisen sich ihre Werke aus Bildern unterschiedlicher Quellen und Genres: von kunsthistorischen Motiven über popkulturelle Elemente bis hin zu Motiven der siebenbürgischen Folklore. Auf der Grundlage verschiedenster stilistischer Inspirationsquellen haben sie so über die letzten zwei Jahrzehnte mit großem Erfindergeist ihren eigenen individuellen Kunstkosmos entwickelt. Waren in ihren frühen Werken zunächst folkloristische Motive und Szenerien der Ausgangspunkt, auf deren Grundlage sie Neues entwickelten, haben sie seit einigen Jahren ihr inhaltliches Spektrum auf die Kunstgeschichte früherer Epochen erweitert.
Die Schau in der Kunsthalle Tübingen und ein zur Ausstellung entwickelter Katalog mit Installationsaufnahmen stellt ihren künstlerischen Austausch mit Genres der ›hohen Kunst‹ wie dem Stillleben, dem Porträt sowie dem Interieur anhand von alten und neuen Werkgruppen nach langer Zeit wieder einmal im Überblick vor.
Die für die Räume der Kunsthalle entwickelte raumgreifende Installation verbindet die unterschiedlichsten Medien des Künstlerduos zu einem Ganzen. Nicht zuletzt verdeutlicht sie, wie Gert und Uwe Tobias kraft ihrer schöpferischen Fantasie ihre Welt in unendlichen Metamorphosen erweitern und damit neue und beeindruckende Imaginationsräume eröffnen, indem sie die traditionelle Technik des Holzschnittes für die Gegenwart neu erfinden.
Kuratorin: Dr. Nicole Fritz