Wer es als queere Punkband von den Bühnen der Kellerclubs bis in große TV-Shows mit Millionenpublikum schafft, ohne dabei sein Standing in der Szene zu verlieren – der macht irgendwas richtig. Aber Gossip waren in dieser Hinsicht schon immer besonders. Sängerin Beth Ditto, Gitarrist und Bassist Nathan Howdeshell sowie Drummerin Hannah Blilie waren spätestens seit 2006 Grenzgänger:innen, nachdem ihr Album „Standing In The Way Of Control“ und der gleichnamige Titeltrack in England heiß gehandelt und ihre mitreißenden Konzerte immer größer wurden. Das von Rick Rubin produzierte, 2009 veröffentlichte „Music For Men“ und die Leadsingle „Heavy Cross“ machten Gossip dann endgültig zu Weltstars und brachten ihrem damals vorerst letzten Album „A Joyful Noise“ (2021) noch höhere Charts-Platzierungen ein. 2016 trennte man sich dennoch – auch weil Beth Ditto in der Modeszene Fuß fassen und solo durchstarten wollte. Was mit ihrem Solodebüt „Fake Sugar“ (2017) und der zwischen Soul, Blues und Pop changierenden Single „Fire“ auch gut klappte.
Trotzdem war die Freude groß, als sich Gossip im letzten Jahr als Band zurückmeldeten – in der Besetzung, in der sie ihre größten Erfolge feierten. Bei ersten Auftritten in zwei großen deutschen TV-Shows zeigte die 1999 in Arkansas, Washington gegründete Band, dass sie live noch immer alles gibt. Und dass sie starke neue Songs dabei hat. Die Comeback-Single wurde das zu Beginn fast zärtlich gesungene „Crazy Again“, in dem Ditto zwar über die Liebe singt, zu tollen „Who-who-who!“-Chören und melancholischen New-Wave-Gitarren im Chorus aber verspricht: „And I might go crazy / Crazy over you / Again.“ Eine Line, die man auch als Versprechen an das Publikum für die bald startende Tournee verstehen kann. Mitte Januar kam dann der Titeltrack ihres Comeback-Albums, das am 22. März veröffentlicht wird: „Real Power“. Hier ist Dittos Stimme kämpferisch, Howdeshells Riffs sägen herausfordernd und Hannah Blilie treibt die beiden mit ihrem tighten Drumbeat voran. Die Lyrics und das Musikvideo sind eine einzige Liebeserklärung an die gesellschaftsverändernde Kraft der Musik: „Music in my head, my ears are ringing / Always been like this and always will / Rhythm in my blood, my heart is pounding / Do you feel what I feel? (Do you feel what I feel?).“ Im Clip dazu sieht man die schweißüberströmte, alles gebende, sich ins Publikum werfende Beth Ditto und ihre Band, die vor einer bunten, queeren Crowd spielen, wie man sie bei den ersten Gossip-Shows antreffen konnte.
Dass dieses Comeback einschlagen wird, liegt auch am Album „Real Power“, das wie schon „Music for Men“ von Rick Rubin produziert wurde. Er ist dank seiner Arbeiten für Johnny Cash, Beastie Boys, Slayer, Red Hot Chili Peppers und ZZ Top einer der am meisten verehrten Produzenten des Planten. Seine ruhige Art, seine Zen-artige Arbeitsphilosophie, die er im Bestseller „Kreativ. Die Kunst zu sein“ niederschrieb und vor allem seine Menschenkenntnis machten ihn für Gossip zum perfekten Komplizen.
Rubin ist es laut der Band auch zu verdanken, dass sich Nathan Howdeshell, Hannah Blilie und Beth Ditto wieder annäherten und gemeinsam Musik machten – in einer Zeit, in der ihre Stimmung eher gedämpft war. Alle drei hatten Todesfälle im Freundeskreis und in der Familie zu beklagen, Ditto und Blilie hatten eine schmerzhafte Trennung hinter sich, die politische Situation in Amerika fuckte sie ab. Rubin überzeugte Ditto, anstelle eines Soloalbums doch wieder mit der Band zu arbeiten. Eine gute Idee, wie Howdeshell bestätigt: „Die Arbeit war eine wahre Freude. Wir hatten eine Art kreative Explosion – wir waren Feuer und Flamme und haben Tag und Nacht aufgenommen“, erinnert er sich. „Es war, als würde man wieder auf ein Fahrrad steigen. Die kreativen Säfte flossen in Strömen.“
Die spürbare „Real Power“, die das komplette Album anschiebt, steckt also einerseits in den kämpferischen Texten, andererseits aber auch in der neu entdeckten Freundschaft der Drei. „Es fühlt sich nicht nach einer Reunion an“, sagt Ditto, „eher so, als würden wir endlich wieder ein Album aufnehmen. Wir haben die Band gegründet, als ich 18 war, frisch aus Arkansas. Als 42-Jährige die Chance zu haben, noch einmal etwas gemeinsam zu schaffen, ist wirklich unglaublich. Wenn man Leute verliert, auf welche Weise auch immer, dann weiß man, wer die Menschen sind, die einen wirklich am Leben halten. Und das sind definitiv wir drei.“ Eine Attitude und eine Liebeserklärung, die man auch auf ihren kommenden Konzerten spüren wird – denn Gossip hatten live schon immer das, was ihr Album verspricht: „Real Power“.
Preisinformation:
https://www.livenation.de/artist-gossip-192
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