Die KI hat versagt. Der wahnwitzige Plan, diesmal die KI die ganze Arbeit machen zu lassen, ist gescheitert. Am Ende mussten HGich.T doch wieder selber ran. Zum Glück. „Lenovobeach“, das achte Studioalbum des Hamburger Musik-Kollektivs, klingt wie die zärtliche Umarmung einer zugedröhnten Mutter.
„Ja, Boss. Danke für alles“, heißt es auf „Lenovobeach“ und damit ist fast schon alles gesagt. Die Idee, in dieser Saison zur Abwechslung mal ChatGPT die ganze Text- und Soundarbeit machen zu lassen und peu à peu die gesamte Band durch Avatare zu ersetzen, war lieb gemeint (Stichwort: Work-Life-Balance), aber am Ende haben DJ Hundefriedhof, Tutenchamun, Dr. Geilser, Nora Hardstyle, Katze Cozy, DJ Balmi, die schöne Maike, Fosserill, 12Fingermann, Professor Suspect, Opa16 und der Rest der knuffigen Bande dann doch lieber selbst dafür gesorgt, dass auch 14 Jahre nach dem Release des Über-Hits „Hauptschuhle“ der Hammer knallt wie zwanzig Buzkashi-Peitschen. Mission: completed.
„Das, was die KI da hingerotzt hat, klang geleckt, berechnend und durchästhetisiert, da hätten wir auch gleich Maik Forster oder wie der heißt fragen können“, resümiert Dr. Geilser erschöpft. „Wir bilden ja nicht umsonst seit Jahrzehnten eine kleine exotische Insel jenseits von Filtern, Selbstoptimierungswahn und Perfektionismus des 21. Jahrhunderts.“ Und das soll auch so bleiben: „Lenovobeach“ wurde mit viel Liebe in sieben magischen Nächten in einer portugiesischen Strandhöhle produziert und lockt mit lebensbejahenden Rave-Hymnen („Geistig am Start“), ekstatischen Stampf-Ansagen „(„UDO“), verstörenden Schmuseschlagern („Merci Cherie“), gesellschaftskritischen Bangern („Saufe“) und dem neuen Übersommerhit „Lenovobeach“.
Robust und zeitlos wie ein altes Lenovo kommt etwa die Keyboard-Ballade „Die schwarze Gitarre“ im schunkelbaren Graf-Zahl-Style daher. Der Text stammt aus einem alten Tagebuch von Dr. Geilser. Sahnestück der neuen Platte ist eine Lobeshymne an einen wichtigen Alltagsgegenstand: den „Adapter“, nach der sich nicht nur Radiostationen die Finger lecken, sondern auch „Die Gebrüder Brett“ zu einem fetten Remix inspiriert hat. Anspieltipp: „Geistig am Start“ hypnotisiert mit gar süßlichem Operngesang (Nora Hardstyle), portugiesischen Chants und verstörend-melodischen Rattenfänger-von-Hameln-Vibes, serviert auf einem hammerharten Hundefriedhof’schen Brett, das seines Gleichen sucht. Botschaft: „Wir sind die Underdogs, wir sind die Mayday, wir tanzen in der Matrix, geistig am Start.“
Am Keyboard und Mic (u. a. „Adapter“) glänzt ein verlorener Sohn: Fosserill is back. Jahrelang war die ulkige Zweitbesetzung des großen Vhagvam Swami im Bärchiland verschollen, verdingte sich ab und an als dessen Souffleuse. Nun darf „Fossi-Bär“ aus dem Schatten des Großmeisters treten, der aktuell seinen Mutterschaftsurlaub genießt. „Die bei HGich.T hatten immer so Käsefüße. Aber jetzt ist besser. Also bin ich wieder dabei. Und bockt auch voll“, so Fosserill via ICQ. Auch Tutenchamun wächst mit seinen Aufgaben: „Nach zwanzig Jahren kann ich endlich Hauptschuhle auswendig“, frohlockt der liebenswertverpeilte Frontman.