Monika Rincks neuer Gedichtband Höllenfahrt & Entenstaat (kookbooks 2024), ihr insgesamt sechster, erscheint fünf Jahre nach der Sammlung Alle Türen und zwölf Jahre nach den schon legendären Honigprotokollen. Wieder schöpft Rinck aus den entlegensten Quellen, Sachtexte werden für die Gedichte produktiv gemacht, in denen es um altägyptische Sargsprüche, um Geldwäsche im Kunsthandel oder um die epische katábasis und die Unterwelten der Moderne geht. Den Auftakt im Band bildet eine furiose Höllenfahrt auf deutschen Autobahnen. Immer entlang beschleunigter Straßenprojekte fädelt sich ein Jenseitsreisender mit seinem Verbrenner in den Berufsverkehr ein, durch den der Geist von Joseph Haydn rauscht. Er folgt einem Flüstern „von tief, tief unten, aus dem breiten Strom der Unterwelt“. Nebenbei verkompliziert eine Amöbe die Syntax, und eine Meta-Amöbe widerlegt die Verlusthypothese („Et jibt jezz keene Verluste!“). Einem müden Trucker erklingt ein betörendes Schlaflied, und eine schöne Stimme aus dem Radio verspricht die Errichtung einer güldenen Treppe, während die Utopie, die Ideen mit den Dingen zu vermählen, als trügerisch entlarvt wird. Als Zwischenspiel wird eine Entenstaat-Oper aufgeführt, außerdem gibt es Nachrichten aus der Kunstwelt in drei Teilen, Flugschauen und geknotete Leitern.
In Lesung & Gespräch: Monika Rinck
Moderation: Theresia Prammer