Verliebt, verlobt, verheiratet – diese Idee der Liebe steht heute Kopf. Männer warben, verzehrten sich, rutschten auf Knien. Heute werden keine Lieder vor Balkonen gesungen, keine Liebesbriefe geschrieben. Wieso? Und was machen eigentlich die Frauen?
In ihrer jüngsten Graphic Novel ICH FÜHL’S NICHT hinterfragt die Künstlerin Liv Strömquist mit viel Witz verliebte Verhaltensweisen im Zeitalter des Spätkapitalismus. Er möchte Sex, aber nichts Festes. Das nächste Date ist schließlich nur einen Wisch entfernt. Sie gibt sich gelassen. Die geheimen Wünsche, eine gemeinsame Wohnung, vielleicht ein Kind – sie werden mit Coolness überspielt. Die moderne Frau hat unabhängig zu sein; wenn es mit dem*der erhofften Partner*in nicht funktioniert, dann rede dir ein: Du hast etwas Besseres verdient.
‚Gegensätze ziehen sich an‘ – das war einmal; heute suchen wir mithilfe von Algorithmen nach dem ‚Perfect Match‘. Wie es soweit kommen konnte, analysiert Strömquist mithilfe von Thesen verschiedener Denker*innen sowie popkulturellen Bezügen: von Sokrates über Kierkegaard bis zu Beyoncé und Leonardo DiCaprios austauschbaren Bikini-Model-Freundinnen.
Die Regisseurin Katrin Plötner überführt die dramatische Struktur und den eigensinnigen Bild- und Sprachwitz der Graphic Novel in eine theatrale Phantasie. Zudem horcht sie in die Musikwelt, wie Lieder vom herzrasenden Verliebtsein, der wahren Liebe oder dem tiefsten Trennungsschmerz erzählen.
Ob wir sie noch fühlen können, die Liebe?
Dauer der Aufführung: 2 Stunden und 30 Minuten.
Eine Pause.