Die Ausstellung l‘archive d‘Amuse im Foyer der Kunsthalle Düsseldorf ist Teil von Matthias Wollgasts aktuellem Projekt Collection d‘Amuse – Nachlass eines Mäzens, das sich mit der Erarbeitung einer kultur- und sozialkritischen Geschichtsinszenierung in Form einer umfangreichen Sammlermonografie beschäftigt. Protagonist dieser Erzählung ist der fiktive Sammler Jean-Paul d’Amuse, ein Unternehmer, der sich in jungen Jahren durch geschicktes Marketing und die Etablierung einer eigenen Kosmetikmarke einen Namen gemacht hat.
In der Kunsthalle Düsseldorf inszeniert Wollgast einen Archivraum der Sammlung d‘Amuse, der auch als Kulisse für Aufnahmen mit dem Schauspieler Stefan Lampadius als Jean-Paul d‘Amuse dient. Der Archivraum beherbergt ein maßgefertigtes Archivregal, das mit einer Reihe von beschrifteten Kartons, Kisten und einzelnen Plastiken bestückt ist. An den Wänden finden sich großformatige Leinwände, die mit reduzierten Mitteln den Eindruck von Archivschränken erzeugen und eine Sitzecke lädt zum Verweilen innerhalb des Archivs ein.
Die Arbeit von Matthias Wollgast ist stets geprägt von der bewussten Umdeutung, Verschleierung und Infragestellung von Urheber*innenschaft. Realität und Erzählung fließen so ineinander, dass man sich nie ganz sicher sein kann, welche Elemente seiner Arbeit, welcher dieser Sphären zuzuordnen sind. Wer ist der*die Urheber*in der Kunstwerke, die wir sehen: Ist es tatsächlich die mir vorgestellte Künstlerin? Und wer sammelt hier wirklich, und was eigentlich? Am Ende deutet alles auf Matthias Wollgast zurück, der durch immer wieder erneute Re-Kontextualisierung der Werke (vom vermeintlichen Original, zum Archiv, zur Reproduktion und Dokumentation in Film, Foto, Buch, Webseite), ihren Ursprung zur Auflösung bringt und so den Prozess zum Werk selbst werden lässt. Die Differenzierbarkeit in Kategorien wie Werk und Archiv, Ereignis und Dokument, bis hin zu Autor und Rezipient wird absichtlich unmöglich gemacht.
Neben der Inszenierung von Interieurs, Veranstaltungen und Ausstellungen sowie deren filmischer und fotografischer Dokumentation, sind im Zuge des Projektes Collection d‘Amuse auch die Entwicklung einer Reihe von im Namen unterschiedlicher fiktiver Künstler*innen erstellter Werke geplant. Eine Auswahl dieser Werke wird im inszenierten Archivraum in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen sein und zudem in einer kleinen Publikation und auf der eigens für das Projekt angelegten Webseite präsentiert. Ein Gesamtkunstwerk-Prinzip, das Matthias Wollgast bereits erfolgreich in vorangegangenen Projekten erprobt hat.
Matthias Wollgast (*1981 in Bonn) hat an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert.
IM FOYER: Matthias Wollgast. l‘archive d’Amuse ist das fünfte Projekt in der Reihe IM FOYER der Kunsthalle Düsseldorf, die im Oktober 2019 begann.