Nach 3.000 Jahren bricht sie das Schweigen. An einem Ort, irgendwo zwischen Leben und Tod. Ismene – die Übriggebliebene – erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte einer ganz und gar nicht normalen Familie. Ihr Vater Ödipus, der zugleich ihr Bruder war, stach sich die Augen aus. Ihre Mutter Iokaste nahm sich das Leben. Ihre älteren Brüder Eteokles und Polyneikes schlachteten sich gegenseitig ab und ihre Schwester – deren Namen Ismene nicht mehr aussprechen will – widersetzte sich einem Gesetz des Königs Kreon und bezahlte das mit dem Leben. – Wie hat Ismene auf diese Geschehnisse geschaut? Warum hat sie selbst damals nicht gehandelt? Ist es verwerflich, sich nach einem „ganz normalen Leben“ zu sehnen? Wer war sie, die in ihrer Familie als einzige überlebte, und wie ging ihr Leben weiter? In ihrem fesselnden Monolog verleiht die niederländischen Autorin Lot Vekemans einer von der Geschichte vergessenen Figur eine Stimme. Ismene ist zwar keine weltberühmte Heldin, aber sie ist wesentlich mehr als nur „Schwester von“.
Die 1965 geborene Dramatikerin Lot Vekemans schreibt seit 1995 Theaterstücke, für die sie zahlreiche Preise erhielt, u. a. im Jahr 2005 den Van-der-Vies-Preis für „Schwester von“. Sie lebt in Nieuw Balinge und ist die meistgespielte niederländische Dramatikerin im Ausland. Anna Michelle Hercher inszeniert mit der Schauspielerin Alina Wolff den fesselnden Monolog, in dem die berühmte Geschichte um „Antigone“, die derzeit auf der großen Bühne im Hans Otto Theater zu erleben ist, aus einem völlig anderen Blickwinkel beleuchtet wird. Im eisernen Schiffsbauch darf man auf einen spannenden Perspektivwechsel gespannt sein.