Eine Ausstellung des MalerinnenNetzWerk Berlin–Leipzig mit Gästen
Zuvorderst ist die Ausstellung „Jenseits von Eden“ ein Aufruf zu künstlerischer Haltung, indem sie die Frage stellt: Wie kann sich Kunst mit den brennenden Themen der Gegenwart produktiv auseinandersetzen? Die Menschheit wird von sich verstärkenden Problemen wie Klimaerwärmung, Globalisierung, Umweltverschmutzung, Artenschwund, Ressourcenverknappung, erzwungener Migration und kriegerischen Konflikten geradezu umzingelt. Kann Kunst zur Verständigung beitragen und neue kollektive Visionen schaffen, um unüberbrückbar erscheinende Differenzen zu überwinden? Welches Potenzial versus multiple Krisen hat Kunst – die auch einen Anspruch auf Überzeitlichkeit erhebt?
Malerei als alte Kulturtechnik steht heute im kritischen Diskurs und wird herausgefordert durch eine Flut maschinell generierter Bilder und gesteuerter Bildproduktionen. Bilder wie die vom 11. September brennen sich ins kollektive Gedächtnis ein, ähnlich wie vielleicht Delacroix’ „Die Freiheit führt das Volk“ von 1830. Wie können heutige Kunstwerke eine Wirkkraft entfalten, die diesen ikonischen Bildern standhält? Lässt sich auch mit tradierten Kunstformen eine „Propaganda der Offenheit“ formulieren, die Betrachter*innen aus ihren hermetischen Echokammern lockt und gemeinschaftliche Handlungen katalysiert?
Der Titel „Jenseits von Eden“ wurde dem gleichnamigen Film (Original „East of Eden“, 1955) von Elia Kazan nach dem Roman von John Steinbeck entlehnt. Als durch eigene Schuld aus dem Paradies der noch intakten Umwelt Vertriebene kämpfen wir – wie Kain und Abel – gegeneinander bzw. kämpft unser zerstörerisches Ego gegen das bewahrende Teilsein eines großen Ganzen. Kain wird zum ersten Mörder der Menschen. Er übersiedelt an einen Ort „östlich von Eden“, was die Frage aufwirft, wohin wir gehen können?
Die Ausstellung nimmt die menschliche Neigung zum Gewohnten ins Visier und will der Routine der Zustände entgegentreten, dem was uns hindert, auf Krisen angemessen zu reagieren. Sie will künstlerischen Widerstand leisten, angesichts realer Bedrohungen der Kultur. „Jenseits von Eden“ erkennt den anthropozänen Status Quo an, jedoch wollen die Künstler*innen Perspektivwechsel schaffen und zur Selbstermächtigung anstiften, indem sie sich dem stellen, was zerstörerisch wirkt, auseinanderdriftet und schmerzt.
Um die drei Bereiche: Katastrophe (Dystopie) – Widerstand gegen die Krise – Zukunftsvisionen (Utopie) kreisend, bringen Künstlerinnen des MalerinnenNetzWerk Berlin-Leipzig eine weiblich-feministische Sicht ein, während sieben Gastkünstler*innen die Ausstellung ergänzen.