Das sagt der/die Veranstalter:in:

Von Regeln und Grenzen scheint die polnische Medienkünstlerin Karolina Wojtas (*1996) nicht viel zu halten, zumindest nicht in ihrer fotografischen Praxis. In ihrem seit 2017 konstant wachsenden Projekt Abzgram bricht die junge Künstlerin mit denkbar allen Regeln der Fotografie: seien es schräge Kompositionen, übersättigte Farben, Unschärfe oder ein aggressiver Einsatz des Blitzes. Die komplexe Multimedia-Arbeit besteht aus Videos und einem Wirrwarr an Fotografien, die Wojtas mal vorfindet, mal inszeniert und die sie für die Bedruckung verschiedener Materialien verwendet, mit denen sie den Ausstellungsraum in begehbare Installationen verwandelt. Im Sinne eines Reenactments lädt Wojtas die Besucher:innen ein, mit den Objekten im Raum zu interagieren und sich dabei in die Welt des Kindes zurückzuversetzen. Den Ausstellungsraum gestaltet Wojtas dabei nicht ohne Grund wie ein Klassenzimmer, das umzäunt von einem kahlen Gitter an eine Strafvollzugsanstalt erinnert. Mit böser Ironie antwortet die Künstlerin so auf das rigide polnische Schulsystem, das Kindern Regeln auferlegt, die militärische Züge haben. Gerade in Anbetracht der patriotisch-nationalistischen Ausrichtung der aktuellen polnischen Politik, findet Wojtas eine kreative und bisweilen auch bissige Form der Kritik, indem sie der Ordnung, Kontrolle und Disziplinierung im Schulalltag eine Bild- und Erlebniswelt aus Kitsch, Spiel, Exzentrik und Unsinn entgegensetzt. 

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Polish media artist Karolina Wojtas (b. 1996) does not appear to heed rules and boundaries, at least not in her photographic practice. In her project Abzgram, steadily developed since 2017, the emerging artist breaches every conceivable rule of photography through offbeat compositions, oversaturated colors, blur, and her aggressive use of flash. The complex multimedia work comprises videos and a confusion of photographs, some found and others staged by Wojtas. She prints these photos onto various materials, which transform exhibition spaces into room-sized installations. Wojtas invites visitors to interact with the objects in space, in arrangements that resemble reenactments, and thus transport themselves back to the world of childhood. Wojtas’s exhibition design encloses the classroom in a bleak fence that intentionally evokes a penal institution. The artist responds with caustic irony to the rigid Polish school system, which imposes rules on children with streaks of militarism. Wojtas finds a creative and sometimes biting form of criticism in particular with regard to the patriotic-nationalist tendency of current Polish politics. She counters the order, control, and discipline of everyday school life with a world of images and experiences based on kitsch, play, eccentricity, and nonsense.

Location

C/O Berlin Hardenbergstraße 22–24 10623 Berlin

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