Moderation: Thomas Venker
Eine Veranstaltung aus der Reihe »Literatur zur Zeit«
»Bravo Bar« ist die Geschichte von drei Soulmates, die vor unverschämten Herausforderungen stehen. Der unterbeschäftigte Musikjournalist Timo möchte sich der erfolgreichen Straßenrapperin Rachelle Engel zu Füßen werfen. Die allerdings läuft gerade auf wackeligen Beinen durch die Berliner Parks – denn sie kann ihre Krebserkrankung im Frühstadium nur noch mit einer Chemotherapie heilen und fühlt sich wie auf einem Drogentrip, der ihre Schutzmauern schwinden lässt. Sie hat jede Erkenntnis und denkt doch gar nichts mehr. Und da ist noch jemand: Wie gut mal wieder für die Menschheit bzw. diese beiden, dass es Greta gibt! Die Aktivistin mit den Superkräften weiß immer einen (Aus-)Weg, auch wenn dieser durch ihre eigenen Begehrenshöhen und -tiefen führt. Zu einem Soundtrack aus Deutschrap erlebt das Trio infernale einen endlosen Sommer, in dem sich die Gefühle rasend überhitzen. Einzige Konstante: die legendäre Bravo Bar in der Berliner Torstraße. Rachelle und Greta verbindet zudem das Geheimnis einer gewaltvollen Nacht vor vielen Jahren in Hamburg …
HipHop ist ihr Soundtrack, der Queere-, der Trap-, aber auch der Aggro-Rap. Die Suche nach der echten Liebe und der wahren Leidenschaft, der Wahrheit überhaupt, ist ihr Abgrund. Denn »Deutschrap ist Romeo & Julia gegangen, dieses Jahrfünft«, und mag dich so wie du bist! Sie tanzen auf die 40 zu, »gehen in die BRAVO«, wie sie sagen, pardon, sie meinen damit natürlich die BRAVO BAR auf der Torstraße in Berlin-Mitte, wo die Musik im Ernstfall spielt. Hier treffen sich in den späten zehner Jahren die Unerschrockenen aus den unterschiedlichen Milieus: Die Twitter-Feministinnen und Rap-Stars, die Pop-Sternchen und linken Politikerinnen; Leute halt, die einen Shitstorm an der Backe haben, aber schon wieder vergessen. In diesen überhitzten Sommern, wo jede Person durch das Gefühl einer magischen Anziehungskraft mit einer anderen verbunden ist.
»Bravo Bar« ist ein Pop, Gesellschafts- und Gegenwarts-Roman. Jede Figur wird in ihrem eigenen Stil und ihrer eigenen Stimmung erzählt. Ein Rap in drei Geschmacksrichtungen, der so virtuos mit den Zeichen, Zärtlichkeiten und Zumutungen der Generation X bis Z spielt. Ein Episoden-Roman, der in bittersüßen Salven die Energie eines Survival-Trips entfacht; so hochfahrend wie kleinlaut, so schwärmerisch wie sarkastisch.
Kersty Grether ist eine der wichtigsten Stimmen des Pop-Feminismus im deutschsprachigen Raum. Sie wurde bereits im Teenageralter als Autorin der SPEX berühmt-berüchtigt. 2004 veröffentlicht sie den vielbeachteten Roman »Zuckerbabys«, es folgen Essay-Sammlungen, eine Anthologie über Madonna und der Roman »An einem Tag für rote Schuhe«. Die FAZ nennt sie »die Susan Sontag der deutschen Popkritik«, der Deutschlandfunk beschreibt sie als Gesamtkunstwerk. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sandra betreibt Kersty Grether die Band The Doctorella, beide kuratieren außerdem in Berlin die Konzertreihe »Ich brauche eine Genie« sowie den Salon »Krawalle & Liebe«.