Postkolonialer Diskurs zwischen Materialperformance und Dokumentartheater | Für Erwachsene
Die Mamo, die spirituellen Guides der Kogi, bitten um die Rückgabe ihrer Masken aus Dahlem. Sie wollen mit ihnen arbeiten, um die Erderwärmung zu bekämpfen. Doch die Antwort der Stiftung Preußischer Kulturbesitz lautet: Wir wissen, wie die Masken aufzubewahren sind. Wir wissen, welche Bedeutung diese Masken für das Menschheits-Kulturerbe, welchen Wert sie haben. Wir haben das Wissen, und ihr seid, was wir im Museum als Gipsabdrücke ausstellen.
„Fünf Exponate“ ist ein Plädoyer gegen die Spaltung in Zivilisation und Barbarei, Wissen und Aberglauben, wir und sie. Ausgangspunkt ist Alexander von Humboldt (1769-1859), der durch seine Begegnungen mit Intellektuellen, Bauern und Indigenen Zugriff auf lokales Wissen erhielt. Die Performer*innen Laia Ribera Cañénguez, Antonio Cerezo und Yahima Piedra Cordova erzählen, wie die kolonialen Überschreibungen als „Humboldt-Strömung“ oder „Humboldt-Pinguin“ bis heute nachwirken. Sie arbeiten mit Kartoffeln und Gips: Kartoffeln als erfolgreich integrierte Migrantinnen, Metaphern für Herkunft, Formbarkeit, die Qualität der Anpassungsfähigkeit. Gips für die billige Reproduktion gestohlener und heute in europäischen Museen ausgestellter lateinamerikanischer Objekte. Die Musikerin Yahima Piedra Córdova treibt das Bühnengeschehen mit einer Mischung aus klassischer Musik (und ihren kolonialen Obertönen), elektronischen Klängen und lateinamerikanischen Rhythmen an. Die Live-Visuals der Videokünstlerin Daniela del Pomar geben dokumentarische Einblicke in die Exponate auf der Bühne, führen mikroskopisch in die verborgene innere Welt von Kartoffelpflanzen und Gips und folgen Humboldts Reise und seiner performativen Dekonstruktion