FOTO: © Anna-Lena Zintel

Die Liga der gewöhnlichen Gentleman / Simon

Das sagt der/die Veranstalter:in:

11 Songs in DLDGG-Dur und ein Drama in 21⁄2 Minuten

Mit „Gschichterln aus dem Park Café“ gelingt es der Liga der gewöhnlichen Gentlemen, DAS Corona- Album des Jahres vorzule … Hallo? Noch da? Nicht einschlafen, das war nur ein Scheherz! Sollen sich andere dran versuchen, die 5 Gewöhnlichen frönen lieber der hedonistischen Dekadenz. „Arbeits“titel der vorliegenden Sammlung von Popsongs war „11 Songs in DLDGG-Dur“, geplant war eine Platte mit ausschließlich positiven (i. S. v. „erfreulichen“) Themen, so eine richtig schöne, optimistische Balla-Balla- Platte. Doch „Rebekka will ihr Rad zurück“ musste drauf. Sehr guter Song, aber das 21⁄2-Minuten- Kitchen-Sink-Drama schmiss das schöne Konzept über den Haufen.

Nun also „Gschichterln aus dem Park Café“. Das Park Café in Altona, gleich neben dem Hundespielplatz, laut dem Soul-Connaisseur Jan Drews, Freund des Hauses, der schönste Ort Hamburgs. Oder war es sogar der schönste Ort der Welt? Auf dem Monobloc von Massonet Platz genommen und durchs dichte Blätterwerk in die Sonne blinzeln, so richtig schön die eine Tatze an der Cola, die andere Tatze am Honigtopf des Lebens. Da kommt man auf Ideen, sogar auf Songideen. Und deshalb liebe Gemeinde, „Gschichterln aus dem Park Café“!

Fünf gewöhnliche Mitternachtsrenner

Nachdem Zwanie Jonsons Studio in der Lerchenstraße abgerissen wurde und die Gewöhnlichen quasi ihres Clubhauses verlustig gingen, wurde als neuer Treffpunkt eben jenes Park Café auserkoren. Apropos Zwanie … war mal an der Zeit, einen Song über den lieben Freund zu schreiben, et voila: „Yo Zwanie!“ 5 gewöhnliche Mitternachtsrenner mit einer neuen Soul-Vision über ihren ehemaligen Drummer direkt ausm Park Café. Macht sonst niemand, kann sonst keiner, ist allein das Geld schon wert! Und hiermit ist der Hit- Reigen feierlich eröffnet.

Schöne Haare – Alte Kleidung – Speiseeis als Hauptgericht

Probleme? Vielleicht morgen, bestimmt sogar, aber heute nicht, mein Freund! Heute funken wir, und zwar „Houston, wir haben kein Problem!“ Und dennoch, es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Ein Sprichwort sagt: “Was nützen einem Haare, wenn der Frisör ein Idiot ist?“ Und so träumen wir uns durchs Blätterwerk und sehen uns auf den Balearen mit schönen Haaren bei den Memoiren. Aber nicht so halblange Ätz- Haare wie dieser Ätz-Philosoph ausm Fernsehen. Die Liga singt von so richtig schönen, von so richtig guten Haaren. Solche mit nem Schnitt! Wie Peter O’Toole sie hatte, ob in „Lawrence“, ob in „Pussycat“, egal, der sah spitze aus, ob aufm Kamel oder beim Psychiater, da gibt es keine zwei Meinungen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und die Musik erst: Wenn ein Raffaello von Rocher Musik wäre, dann würde das raffinierte Praliné klingen wie „Männer mit schönen Haaren“.

Und weiter träumen wir uns durchs dichte Blätterwerk, und zwar träumen wir von Menschheitsträumen. Klingt verrückt, klingt doppelt gemoppelt, is aber so. Warum nicht den uralten Menschheitstraum verwirklichen und einen 60s-A&M-Sound selber machen? Unser Traum nimmt auf einem Sonnenstrahl Platz und reist ins sonnige Kalifornien, nach 1416 North LaBrea. Das Ergebnis: „Es ist nett, nett zu sein!“ Wenn das mal nicht ein Song in DLDGG-Dur ist, sagenhaft! Mit einem echten Vibraphon!! Hat nicht jeder, macht sonst keiner, ist allein das Geld schon wert.

Jetzt noch das richtige Hemd dazu, eins mit dicken, fetten Streifen und mit einem Collar Roll zum Zunge schnalzen. Wenn ihr wollt ist es kein Traum! Aber woher nehmen, wenn nicht schneidern? DLDGG-Pro- Tipp: Wenn ihr so ein „Heute ist mein Tag“-Feeling schon kurz nach dem Aufstehen verspürt, besucht den örtlichen Kilo-Shop vom Roten Kreuz, da hängt es! Stimme aus dem Off: „Ist es nicht etwas unschicklich, mitten in einer Seuche über Hemden zu singen, wie Sie es in „Kilo Shop Mod“ belieben zu tun?“ Antwort: “Wenn’s schlecht läuft, kommt nach Corona noch der Corona-Verarbeitungs-Kunst-Tsunami on top. Firma dankt. Das wird lahm, da wünscht ihr euch noch Songs über Socken. Zudem: Wenn an Corona schon niemand mehr denkt, die Hemden-Problematik, die wird’s hier noch geben.“ Stimme aus dem Off: „Wie weise, wie genial, danke Liga!“

Aber merke: Gebrauchte Kleidung allein macht noch keine gemarterten Künstlernatur aus Dir. Da muss schon etwas mehr dazu. Was denn? Na, zum Beispiel seidene Pyjamas und einen Turban tragen, Speiseeis als Hauptgericht essen, Visionen von Ernst Jandl haben und Acid Rock mit Querflöte aufnehmen. Ah, wie in dem Song „2020 – Das erotische Jahr“? Genau so!

Gentlemen & Troglodyten

Apropos „Speiseeis“: Kommen wir zum Opus Magnum dieses Opus Magnums, der Ferien-Suite bestehend aus „Ferien für immer“, „Cheer Up (You’re on holidays)“ – eine Coverversion, im Original von den großartigen Merricks – und En Route to St. Tropez. Und weil’s gerade so flutscht, wird auch noch die Ode an den Bummelstreik „Später kommen, früher gehen“ in die Suite eingemeindet. Der Bummelstreik, die kleinen Ferien für zwischendurch.

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen … sind sie Troglodyten, welche mit heiligem Ernst über Hemden, Speiseeis und Ferien singen? Sind sie vollkommen aus der Zeit gefallen, mit ihrem aus zerkratzen alten Madness-, 60s-Pop-, A&M-, Northern-Soul-Platten destillierten DIY-Sound? Oder gerade deshalb modern? Schaffen sie nicht gerade aufgrund ihrer Sturheit stets etwas Eigenes, etwas Neues, ja etwas Modernes? Ja, Ja und nochmals Ja! möchte man nach Hören der „G’schichterln“ ausrufen. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist die größte kleine Popband der Welt! Zumindest aber die größte kleine Popband West- Hamburgs.

Genre: Madness-60ies-Pop 

 

Support: Simon Love

„Love, Sex and Death etc“, das neue Album von SIMON LOVE und seiner Band THE OLD ROMANTICS, wurde im Juli und November 2020 in London aufgenommen. 2020… nicht gerade ein angenehmes Jahr. Man könnte sich vorstellen, dass man da nicht gerade die Birne frei hatte, um ein großartiges Pop-Album auf-zunehmen? „Trotz Corona, all dem Sterben und dem ganzen Händewaschen ist es mir überraschender- weise noch nie so leicht gefallen ein Album aufzunehmen.“ sagt Simon. „Wir waren voller Konzentration bei der Sache!“ Und mit blitzsauberen Händen, möchte man ergänzen. Außerdem ist das Leben von hoch- sensiblen Künstlern, welche ohne Ende gute Songs schreiben und aufnehmen; welche, obwohl sie beim besten Label der Welt (=Tapete Records) veröffentlichen, noch immer nicht den verdienten Weltruhm haben, eh kein Zuckerschlecken. Da lässt man sich von so einer Pandemie auch nicht vom Schlitten hauen. „Love, Sex and Death etc.“ also ein Konzeptalbum? Simon: „In jedem Song kommt Liebe, Sex und/oder Tod vor, aber ein Konzeptalbum, so mit durchgängiger Erzählung, ist es nicht. Am besten hört man das Album, wenn man schon zu geizig ist die LP oder die CD zu kaufen, bei Spotify auf shuffle. Ich habe Spotify sogar eine E-Mail geschrieben und gebeten die Shuffle- Funktion wieder zu aktivieren. Sie haben geantwortet, dass Ihnen meine E-Mail eine Menge bedeutet!“ Voll nett von Spotify.

Und so gibt es neben Love Songs („I Will Always Love You Anyway“) auch ein paar knackige Hate-Songs mit schönen Titeln wie „The Fuck-Up“ und „I Love Everybody In The Whole Wide World (Except You!)“. Gibt eh zu wenige Hate-Songs und das, obwohl doch Hate der dunkle Zwilling von Love ist. Aber bevor wir uns hier in lustigen Wortspielen verlieren, zurück zum Album: Herzstück ist ein knapp siebenminütiger Pop-Epos namens „L-O-T-H-A-R-I-O“, inspiriert von einem zufällig auf Facebook wiedergefundenen Foto (btw: freundet euch mit Simon auf Facebook an, ist wirklich sehr lustig), welches Simon an einen beinahe stattgefundenen One-Night-Stand erinnerte. Ihr seht, lange Geschichte. Und wie Indie! Ein Song über einen One-Night-Stand, der beinahe stattgefunden hat: also mehr Indie geht nicht. Und dann noch sieben Minuten lang. Spätestens jetzt ist Simon Love in den Olymp der großen Singer/Songwriter aufgestiegen. Rückt mal ein bisschen zusammen, Nick Lowe, Kevin Ayers, Dean & Gene Ween.

Was für ein tolles Album! Wenn ihr zu dem großen Teil der Menschheit gehört welcher bedauert, dass die Kinks nie 1976 ein Album zusammen mit Wreckless Eric auf Stiff Records veröffentlicht haben, grämt euch nicht länger, kauft einfach „Love, Sex and Death etc“.

Genre: Pop 

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01.10.2022 // Einlass: 19:00 Uhr // Beginn: 20:00 Uhr

VVK: 15,00 € zzgl. Geb. // AK: 18,00 €

Location

Milla Club Holzstraße 28 80469 München

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