FOTO: © Mechanische Arena mit Besucher:innen im Foyer (c) Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos

Kulturpaläste. Ästhetik, Ideologie, Praxis Paläste fürs Volk. Kulturpaläste im Osten Europas vor und nach 1989

Gesprochenes Talk Politik
Das sagt der/die Veranstalter:in:

In der Bildungs- und Kulturpolitik sozialistischer Staaten spielten Kulturpaläste eine zentrale Rolle: Als Orte der Begegnung und Bildung, der Kultur und des Sports waren sie Teil des staatssozialistischen Social Engineering. Zugleich waren sie architektonische Ikonen vieler ost-, mittel- und südeuropäischer Hauptstädte.

Doch Kulturpaläste waren nicht nur in den sozialistischen Metropolen zu finden – auch in Kleinstädten und Peripherien wurden systematisch Kulturhäuser errichtet, in denen die Bevölkerung Bildungs-, Kultur- und Sportangebote wahrnehmen konnte, die zugleich der Formung des „sozialistischen Menschen“ dienten. In den Wendejahren um 1989 spielten Kulturhäuser und -paläste dann als physische Orte eine wichtige Rolle in der Systemtransformation. Und heute? Der Umgang mit dem architektonischen und kulturellen Erbe der Paläste ist so vielfältig wie die Gesellschaften Mittel-, Ost-, und Südosteuropas. In fünf Paneldiskussionen, kuratiert von der Bundeszentrale für politische Bildung, blicken Besucher*innen des Humboldt Forums zusammen mit Gästen aus den jeweiligen Ländern auf Warschau, Kyjiw, Belgrad und Minsk. Dabei erfahren sie mehr über die sozialistische Idee der Kulturpaläste, urbane Debatten, Revolutionen im städtischen Raum, internationale Diskurse, politische Proteste, Staatsgewalt und schrumpfende Räume für Kultur.

Das Gespräch lotet aus, welche Bedeutung Kulturpaläste und Kulturhäuser für sozialistische Lebenswelten hatten; dabei treten architekturtheoretische und kulturwissenschaftliche Perspektiven in einen Dialog. Kulturpaläste und Kulturhäuser werden grundsätzlich, aber auch anhand konkreter Beispiele als bauliche und städtebauliche Objekte betrachtet, die sozialistische Lebenswelten repräsentierten und formten. Im Zentrum stehen die Ästhetik der Bauten und ihre ideologischen Grundlagen, aber auch pragmatische Aspekte der Baugeschichte. Außerdem werden die ideologischen Hintergründe der Palastarchitektur reflektiert und es wird diskutiert, welches Kulturverständnis sich in ihr ausdrückt. Nicht zuletzt zeichnet die Diskussion die Entstehung einer „Mythologie der Kulturpaläste“ nach, die bis heute wirkmächtig ist.

Die Reihe „Paläste fürs Volk. Kulturpaläste im Osten Europas vor und nach 1989“ wird kuratiert von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Begrüßung und Einführung

Carolin Savchuk, Referentin für Russland und Belarus, Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung

Referent*innen

Thomas Flierl, Bauhistoriker und Publizist, Berlin

Dr. Georg Witte, Literaturwissenschaftler und Slawist, Berlin

Moderation

Dr. Heike Winkel, Referentin für Informationen zu russländischer Desinformation, Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung

BETEILIGTE

Carolin Savchuk arbeitete nach ihrem Studium der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa an der Universität Passau über zehn Jahre als freiberufliche Facilitatorin und Trainerin mit Kulturmanager:innen in Osteuropa, Zentralasien und im Südkaukasus. Ab 2017 baute sie im Museum Berlin-Karlshorst, historischer Ort des Kriegsendes in Europa im Mai 1945, den Bereich Bildung & Vermittlung auf und leitete diesen bis 2023. Seit Mai dieses Jahrs ist sie Referentin in der Projektgruppe Mittel- / Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für Politische Bildung in Berlin.

Thomas Flierl, Dr. phil., Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin; Promotion ebenda 1985; nach Tätigkeiten im Kulturbereich und in der Politik seit 2006 freier Bauhistoriker und Publizist; 2007-2022 Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung, Mitglied im Bauhaus-Institut für Theorie und Geschichte der Architektur und Planung Weimar seit 2011, Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, seit 2021.

Georg Witte war von 1993 bis 2004 Professor für Slawische Literauren an der Humboldt-Universität, danach bis 2019 Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft und Slawische Literaturen am Peter-Szondi-Institut und am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die russische Kultur im 20. Jahrhundert, Literatur als mediale Praxis, osteuropäische Avantgarden und Samisdat-Poesie. Seit September 2019 war er Leiter der Philologischen Abteilung der Nationalen Forschungsuniversität Higher School of Economics (HSE) in Sankt Petersburg. Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine kündigte er und lebt seither wieder in Berlin. Er übersetzt und redigiert russische konzeptuelle Kunst und Literatur (Ilja Kabakow, Lew Rubinstein, Dmitrj Prigow, Vsevolod Nekrasov, Gruppe „Kollektive Aktionen“ und andere) und zeitgenössische russische Lyrik (Kirill Medvedev, Pavel Arsenev, Roman Osminkin und andere) und veröffentlicht eigene poetische Texte.

Dr. Heike Winkel ist Mitglied der Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa bei der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Sie promovierte am Fachbereich Philologie der Freien Universität Berlin, wo sie als Wissenschaftlerin und Lehrerin tätig war. Ihre Forschungsschwerpunkte waren sowjetische, postsowjetische und zeitgenössische Kulturen, Literaturen und Geschichten mit dem Fokus auf Schreiben und Identität im Stalinismus und im Zweiten Weltkrieg. Danach koordinierte Sie beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein internationales Recherche- und Datenbankprojekt zur Aufarbeitung der Schicksale sowjetischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung ist sie für Maßnahmen zur Aufklärung über russische Desinformation zuständig.

- kostenfrei

- Sprache: Deutsch / Simultanübersetzung: Englisch-Deutsch und Belarussisch-Deutsch

- Dauer: 60 min

- ab 14 Jahre

- Ort: Mechanische Arena im Foyer

- Gehört zu: Post/Sozialistische Paläste

 

 

Location

Humboldt Forum Schloßplatz 10178 Berlin

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