Die Jahrhundertwende markiert einen Umbruch in der Theaterästhetik: Quer durch die künstlerischen Disziplinen werden die Stimmen nach einer Reform der Bühnenkunst lauter. Der rasante Wandel um 1900 verändert Sehgewohnheiten und Raumerfahrung. Der Anspruch einer exakten Nachbildung der Wirklichkeit auf der Bühne entspricht nicht mehr dem Zeitgeist.
Unter dem Einfluss der Jugendstil-Bewegung entwickelt sich München zu einem Zentrum der Theaterreform. Künstler wie Richard Riemerschmid, Fritz Erler und Thomas Theodor Heine befeuern den Diskurs der Bühnen-Erneuerer. Stilbildend für den Aufbruch in die Moderne erweist sich das 1908 eröffnete Münchner Künstler-Theater auf der Theresienhöhe, eine einzigartige Reliefbühne, die aus der Zusammenarbeit einer jungen Künstlergeneration mit dem erfahrenen Architekten Max Littmann entsteht. Vorhang auf!
„Die künstlerischen Fragen der Schaubühne sind alte Probleme, die aber so lange nicht aus der Diskussion verschwinden dürfen, bis sie ihre Lösung gefunden haben.“ - Max Littmann: Künstlerische Fragen der Schaubühne, 1907